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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Hauser, Friedrich: Ein griechischer Weinkühler in der Sammlung Bourguignon
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0137
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Hauser, Ein griechischer Weinkühler in der Sammlung Bourguignon. 109

sehen, ein Detail, das auf einer schwarzfigurigen Vase (abg. Arch. Zeit. 1881 Taf. 9)
durch einige Ritzlinien angegeben wird. Eine Spitze wie die Lanzen haben die
Akontia der Palästra nicht; der rothe Punkt bedeutet wohl einen Knopf oder eine
Zwinge von Metall, welche den Stab vor zu rascher Abnutzung schützen soll. —
Fertig zum Wurf ist der folgende ETEAP+OS 5 Ετέαρχος; er fafst vorschriftsmäfsig
sein Akontion und sucht dessen Spitze mit der Linken in eine wagrechte Lage zu
bringen; der Ephebe dreht nicht, wie man bei dieser Übung erwarten sollte, seinen
Körper in die Schufsrichtung.
Der jugendliche Pädotrib PTOIOAOPOS Γΐτοιόδωρος scheint mit seinem Zög-
ling SOTPATOS Σώ(σ)τρατος nicht zufrieden zu sein, er schwingt seine Gerte nach
ihm. Dieser steckt das eine seiner Akontia in den Boden, um beide Elände fin-
den Wurf frei zu bekommen. EKPATES Ε(υ)κράτης hat sein Akontion rückwärts aus-
geschwungen, wozu er auffallenderweise nicht nur den Oberkörper sondern auch
die Beine zurückdreht. Gemeint ist wohl der Anschwung, bei welchem das Körper-
gewicht auf das rechte Bein zurückgeworfen wird. Eigentlich müfste dabei das
linke Bein dem Beschauer seine Vorderseite zuwenden; das hätte aber in diesem
Fall komplizierte Verkürzungen erfordert, denen der Maler lieber aus dem Wege gieng.
Der folgende bärtige Pädotrib ist in heller Aufregung; mit drohend er-
hobenem Zeigefinger, mit seiner Waffe in der Linken schreitet er eilig auf eine
Ringergruppe zu, wohl um einen unerlaubten Griff zu verhindern. Ein Pädotrib
auf der andern Seite der Gruppe hat an der Beinstellung etwas zu tadeln, die er
mit seinem Stab zu korrigieren sucht. Dem einen Ringer gelang es, bei dem an-
dern Untergriff zu bekommen, und zwar verschränkt, so dafs er voraussichtlich den
Gegner, welcher noch gar nicht aus seiner vorschriftsgemäfsen Ausfallstellung her-
auskommt, wird drehen und auf den Kopf stellen können, ein Kunstgriff, der in
einem späteren Stadium von Euphronios dargestellt wurde: vgl. Hartwig, Meister-
schalen Taf. 15 und 16; auch Taf. 64 und im Text S. 577.
An dieser Stelle läfst sich nicht sicher entscheiden, wie die beigeschrie-
benen Namen auf die einzelnen Figuren zu vertheilen sind. Im Allgemeinen ist es
in dieser Zeit üblich, die Namen womöglich von dem Kopf der zu taufenden Ge-
stalt ausgehen zu lassen. Auf dem Psykter aber kann man EVAEMO$ Ευδημος so-
wohl zu dem Kampfordner als zu dem Ringer in Ausfallstellung beziehen. Heifst
der Ringer Eudemos, so würde der Name des Kampfordners links in dem unver-
ständlichen EAIOA$ stecken. Gehört indessen dem Kampfordner links der Name
Eudemos, so wäre ΕΓΙΙΛ/Κ Έπίλυκ(ος) der Name des Ringers mit den vorgestreckten
Armen und der Name des zweiten Pädotriben ist mit dem gröfsten Theil von
dessen Körper verloren gegangen. Unter dieser Voraussetzung würde ich EAIOAS
wie das an der entsprechenden Stelle der gegenüberliegenden Seite stehende
EOPPOKI als sinnloses Buchstabenconglomerat betrachten. Auf keinen Fall könnte
ich mich dazu entschliefsen, aus dem EOPPOKI, so wie es ein Fachgenosse Herrn
Bourguignon gegenüber vorschlug, ein EPOIESEN herauszulesen, wenn auch diese
Lesung dadurch sich scheinbar empfiehlt, dafs auf dem Psykter der Name eines
Jahrbuch des archäologischen Instituts X. Q
 
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