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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Belger, Christian: Mykenische Studien, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0155
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Beiger, Mykenische Studien. I.

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Als Mykene aufgehört hatte, Stadt oder κώμη zu sein und nur noch μηλο-
βότος und βουνομος war (vgl. Rubensohn in der Berliner philologischen Wochenschrift
1894, Sp. 1531 f.), ward wohl von Hirten, die sich Hürden und Hütten bauten, diö
Anlage zum guten Teil zerstört. Zuerst wurden die Deckplatten abgenommen.
Der so von seiner Decke entblöfste θριγκός mufs sehr lange noch unter freiem Himmel
gelegen haben; denn nur so erklärt sich die starke Verwitterung der Einschnitte für
die Balken. Nur an der im Plane bezeichneten Stelle liegen noch einige Platten in
situ. Ich glaubte, dafs sie liegen bleiben, weil vielleicht die letzten Bewohner sich
den alten Weg, den ich unterno. 1 beschrieb, wieder zurecht machten und dazu ge-
rade an dieser Stelle die Platten liegen liefsen. Sie dienten dann, wie heute, als
ein Teil des Weges, der gerade vom Löwenthor nach dem hinteren Teile der Burg
hinführte. Andererseits hat wohl auch der natürliche Fortschritt der Verschüttung
dazu beigetragen, und er wohl das meiste, dafs gerade die Ostseite des Plattenringes
erhalten blieb. Aller Schutt kam von der Ostseite und kann sich nur allmählich
nach Westen bis zur Aufsenmauer verbreitet haben. Diese Meinung vertritt Dörpfeld
und mag wohl Recht haben.
So lange die Burg noch irgend bewohnt war, hat man den Weg vom
Löwenthore her zu den hinteren Teilen der Unterburg frei gehalten; erst nach
völliger Verödung, also nach Pausanias, breitete sich der Schutt lediglich nach
natürlichen Gesetzen aus. Während nun eine schützende Decke bereits die Ostseite
des Ringes verhüllte, lag die Westseite offen, und die bequemen Platten mochten
hierhin und dorthin verschleppt werden.
In Mykene ist zwar sehr viel gegraben, aber verhältnismäfsig noch wenig
erschöpfend beobachtet und veröffentlicht worden. Ich würde mich freuen, auch
auf die Gefahr hin, widerlegt zu werden, wenn recht viele Mitarbeiter sich an dem
Studium dieser wichtigsten und dankbarsten Denkmäler der ältesten griechischen
Geschichte beteiligen wollten.
Chr. Beiger.
 
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