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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Marx, Friedrich: Das sogenannte Stadium auf dem Palatin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0170
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Marx, Das sogenannte Stadium auf dem Palatin.

Bogenmauer gerade gegenüber wurde eine der Nordseite der ganzen Anlage parallele
Porticus quer durch die Arena durchgeführt, offenbar zum Ersatz der verlorenen
Porticus der Südseite. Es wurde ferner dem Ende der südlichen Bogenmauer der
Exedra gegenüber eine Quermauer rechtwinklich durch die Arena durchgezogen.
Die ganze Anlage zerfiel jetzt in drei Teile: den kleineren quadratischen Raum in
der Mitte, dessen Länge gleich ist dem Durchmesser der Exedra, und die zwei
gröfseren, genau einander gleichenden Räume nördlich und südlich dieses Mittel-
raumes. Die südliche Abteilung erhielt eine neue Bestimmung. Ein ellipsenförmiger
Raum wurde innerhalb derselben durch Mauern abgegrenzt, welche die Quermauer
vor der Exedra und die Säulenreihe der Porticus zu beiden Seiten tangieren. Das
Mauerrund erhält durch Stützmauern, welche dasselbe mit den Pfeilern der Por-
ticus verbinden, mehr Widerstandskraft: auch wo es sich an die Pfeiler un-
mittelbar anlehnt, sind kleine Stützmauern angebracht, die wiederum durch Quer-
mauern verbunden sind und sich der Natur der Sache entsprechend bis in die
Porticus hineinerstrecken müssen. In ganz entsprechender Weise ist im Stadium
von Athen das spätere Mauerrund gegenüber der Sphendone eingebaut und durch
Flügelmauern gestützt (Ziller in Erbkams Zeitschrift für Bauwesen XX 1870 S. 490
und in dem zugehörigen Atlas Blatt 59). Die Umfassungsmauer ist fast drei Meter
hoch erhalten, der ellipsenförmige Raum hatte nur einen Hauptzugang nach Süden,
genau in der Achse der Anlage, von mächtigen Pfeilern eingefafst. Dafs dieser
Bau ein Schaugebäude gewesen wäre oder ein gymnasium (Sturm S. 61), erscheint
wenig wahrscheinlich. Die Analogie des Stadiums in Athen spricht für einen Bau
nicht derselben, aber verwandter Bestimmung. Der runde Einbau wird von Ziller
a. a. O. mit den Tierhetzen in Verbindung gebracht, die Hadrian in dem Stadium
veranstaltet hat (oben S. 132). Auch für den hier behandelten ellipsenförmigen Ein-
bau erscheint es wahrscheinlich, dafs derselbe ein Tierzwinger gewesen ist: Tier-
kämpfe schliefsen u. a. die Bassinanlagen aus. Hierfür sprechen die hohen Um-
fassungsmauern, die Abgeschlossenheit des ganzen Baus, der nur durch die eine
Pforte an der Südseite zugänglich war. Zwar sind in der Umfassungsmauer in
regelmäfsigen Abständen (nach Sturm S. 56 zwölf) Zugänge angebracht gewesen.
Dieselben sind aber nur 1,22 Meter breit, also viel zu schmal um als Zugänge
gelten zu können, einer derselben zudem kann sicherlich kein Zugang gewesen
sein, da demselben, wie aus den Plänen bei Sturm und Deglane klar ersichtlich ist,
ein wie es scheint zweiteiliges Bassin unmittelbar nach innen vorgesetzt ist, eine
Anlage die wir für die übrigen Zugänge in gleicher Weise voraussetzen dürfen.
Dies Bassin scheint einen Futtertrog oder Wassertrog darzustellen: bei einer ein-
fachen Brunnenanlage wäre der Durchbruch der dahinterbefindlichen Mauer unver-
ständlich. Wo und wie die eigentlichen Behausungen dieser Tiere angebracht
waren, ob in einem Hause in der Mitte der Ellipse oder sonst wo, mufs unbestimmt
bleiben. Man braucht auch nicht durchaus an wilde und reifsende Tiere zu denken:
Nero hatte nach Sueton Ner. 31 in seinem goldnen Hause solche uiuaria »cum
multitudine omnis generis pecudum ac ferarum«. Wenn diese Deutung des späteren
 
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