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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Hauser, Friedrich: Vasenfunde in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0180
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Hauser, Vasenfunde in München.

auszulesen für gar zu mühsam hielt. Dieser Mühe hat sich nun Paul Arndt mit
Unterstützung einiger jüngerer Fachgenossen unterzogen und sich damit ein blei-
bendes Verdienst um die Münchener Sammlung erworben. Denn die Arbeit lohnte
sich. Fast alle Stilgattungen griechischer Keramik, namentlich aber die früher gar
zu gering angeschlagenen Produkte ionischer Fabriken, sind in mehr oder minder
grofsen Proben vertreten. Damit gelangte die Königliche Sammlung ohne Kosten
in den Besitz eines vorzüglichen Lehrmaterials, wie es sich neuerdings einige Uni-
versitäten, an welchen man den Werth gerade von Fragmenten für den archäolo-
gischen Unterricht erkannt hat, mit grofsen Opfern zu erwerben streben.
Bei diesem mühsamen Auseinandersuchen und Aneinanderpassen der Frag-
mente, einer Arbeit, an welcher auch ich bei vorübergehendem Aufenthalt in Mün-
chen mich betheiligen konnte, kamen nun auch einige Gefäfse zum gröfseren Theil
zusammen, die überhaupt zu den besten Stücken der Sammlung gehören. Paul
Arndt hat mir die Arbeit an den Fragmenten und das Zeichnen einiger von diesen
Stücken auf jede Weise erleichtert. Ihm gegenüber dies besonders hervorzuheben,
ist nicht nöthig, weil er es für selbstverständlich hält, dafs man die Arbeit seiner
Fachgenossen nach Kräften unterstützt. Ich mufs dies nur rühmen, weil ich aus
eigener Erfahrung weifs, dafs noch nicht alle Archäologen sich zu diesem Stand-
punkt aufgeschwungen haben.
P'iir die Publikation wählte ich drei rothfigurige Schalen aus, welche nach
verschiedenen Richtungen hin Interesse bieten.

I. Augen-Schale.
So stark fragmentirt diese Schale ist, so beansprucht sie doch eine Stelle
in der Geschichte der griechischen Keramik und sie wird stets genannt werden
müssen, wenn von dem Aufsersten an technischer Subtilität die Rede ist. Pis sind
die Fragmente einer grau verbrannten Schale von einer Form, welche der des
Exekias in München (abg. Benndorf, Vorlegeblätter 1888 Taf. 7 no. 1) sehr nahe
kommt; auch mit der bei Lau, Die griechischen Vasen Taf. 17 no. 1 abgebildeten
Schale zeigt sie Übereinstimmung, nur sind bei unserer Schale alle Formen noch
viel präciser. Die Arbeit des Töpfers ist von hoher Vollendung. Er legte haupt-
sächlich Werth darauf, das Becken der Schale so dünn wie möglich herauszuarbeiten;
bis auf 2Y2 mm brachte er die Schalenwandung herab; merkwürdiger Weise liegt
aber die dünnste Stelle nicht am Rande des Beckens, sondern im Scheitel der Wöl-
bung. Dieses feine Becken steht auf einem massiven, kräftigen und scharfkantig
gegliederten Fufs. Von dem Henkelansatz ist auf einer Seite soviel erhalten, dafs
man mit Sicherheit sagen kann, es fehlte nicht nur jeder ornamentale Schmuck
sondern auch die thongrundige Platte, welche später zwischen den beiden Henkel-
armen ausgespart wird. Die Augen nahm der Maler kleiner als üblich; da er nicht
blofs so wie Exekias hinter die äufseren Augenwinkel Figuren setzt, sondern auch
wie der epiktetische Kreis zwischen beiden Augen und zwar nicht blofs eine
sondern zwei Figuren anbringt, welche mit den äufseren Gestalten durch gemein-
 
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