Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

DOI Artikel:
Hauser, Friedrich: Zur Tübinger Bronze, 2
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0211
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hauser, Zur Tübinger Bronze. II.

183

am bequemsten hätte befestigen lassen1. Sein Vorschlag ist recht praktisch, nur
handelt es sich gar nicht darum, was wir für mehr oder weniger praktisch halten,
sondern wir müssen wissen, welche Methoden die alten Bronzegiefser für die rich-
tigen hielten. Und da hat Schwabe übersehen, dafs die Manier, welche er für un-
praktisch und darum für unwahrscheinlich hält, an einer antiken Bronze bereits
tatsächlich nachgewiesen war. Bei der Veröffentlichung einiger Bronze-Palladien
von der Akropolis in der Έφημερίς Αρχαιολογική 1887 S. 136 hat Studniczka gerade
auf das uns interessirendc technische Verfahren Rücksicht genommen und ausdrück-
lich bemerkt: ή δ’ αριστερά είναι πεπλατυσμένη επίτηδες προς προσαρμογήν τής άσπίδος,
τής όποιας δμως ουδέν ίχνος σώζεται, τοΰτο άποδεικνύει την ορθότητα τής υπό του Hauser
έςενεχθείσης γνώμης δτι ό δή λεγόμενος ηνίοχος του Tux είναι όπλιτοδρόμος καί δτι τη
αριστερά χειρ'ι έκράτει ασπίδα. Meiner Erfahrung nach hält es überhaupt nicht sehr
schwer in den Museen eine Analogie für die specielle Art der Technik zu finden,
welche bei der Tübinger Bronze zur Anwendung kam. Ein besonders genau ent-
sprechendes Beispiel befindet sich im British Museum, Bronze-Saal, Schrank 43: ein
Krieger in Ausfallstellung nach rechts; nackt, auf dem Kopf die Kyne mit Sturm-
band und Busch; der rückwärts gesenkte rechte Arm hielt das Schwert; der linke

l) Schwabe S. 24: »Wie bequem konnte man die
Sache haben, wenn man den Arm sammt dem
Schild besonders gofs, oder wenn man wenig-
stens an Unterarm und Hand die Handhaben
schon im Gufs anfügte und zur Anpassung des
Schilds vorrichtete«. Thatsache ist, dafs in an-
tiken Bronzegüssen zuweilen die Haare wie eine
Perrücke auf den kahlen Schädel aufgesetzt wur-
den, wobei also die Höhlung der Perrücke ganz
genau der Wölbung des Schädels entsprechend
geformt werden rnufste; Beweis: der bereits oben
angeführte Bronzekopf aus Kythera im Berliner
Antiquarium; der Ephebenkopf daselbst, Furt-
wängler, Meisterwerke S. 675 ff.; ferner eine ganze
Perrücke s. Notizie degli Scavi 1887 S. 222 Taf. 5
no. 3; ferner der später noch zu besprechende
Bronzekopf von der Akropolis, bei welchem
unter dem Helm der ganze Schädel durchge-
bildet ist. Aber all dies will ja nichts heifsen
gegenüber der in den Giebeln von Aegina an
den beiden Statuen der Athena nachgewiesenen
Technik. Hier sind in Marmor Haarpartien
von wenigen Centimetern Dicke getrennt gear-
beitet und zwar nicht etwa mit flachem Schnitt
auf den Schädel gesetzt, sondern der Schädel
ist in seiner natürlichen Rundung durchmodellirt,
und im Innern des Perrückenstücks mit unsag-
barer Mühe die Negativform herausgearbeitet.
Um auch Bronzewerke in kleinerem Maafsstab
die Arme waren

zu nennen, so sind an der Ephebenstatuette im
Louvre, abg. Monuments et Memoires I Taf. 15
die linke Schulter und die linke Seite des Torso
ebenso schön durchmodellirt wie die rechte,
trotzdem sie später von einer separat gegosse-
nen Chlamys bedeckt wurden. Derartige separat
gearbeitete Chlamysstücke nebst linker Pland,
wie sie zu jenem Hermestypus und dem Zeus-
typus, abg. Overbeck, Kunstmythologie Zeus
Fig. ϊ7, gehören, sind sehr häufig allein erhalten:
vgl. Heron de Villefosse a. a. O. S. 109; ein
Exemplar von einer Statuette in den Maafsen
der Tübinger Bronze in meinem Besitz, ein ganz
besonders fein ausgeführtes Stück in noch klei-
neren Verhältnissen (hier vom Zeustypus, mit
erhobenem 1. Unterarm) bei Lord Gower in Lon-
don. Angesichts solcher Thatsachen kann das
Argument von der bequemeren Technik wahr-
haftig nicht verfangen. Um zu sehen in wel-
chem Maafse selbst an Kleinbronzen getüftelt
wird, braucht man nur die früher Radowitzsclie
Statuette (Jahrbuch 1887 S. 133 Taf. 9) jetzt im
Tschinli Kiosk in Constantinopel zu vergleichen:
Brustwarzen, Augapfel, Lippen, Chlamys und
Sandalen waren angesetzt; aufserdem erscheint
es mir kaum zweifelhaft, dafs an dem Widder-
horn nebst Widderohr, das Hermes in der Rech-
ten hält und das mit einer geraden Schnittfläche
endigt, ursprünglich auch ein Widder hing. Selbst
getrennt gegossen.
15*
 
Annotationen