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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Hauser, Friedrich: Zur Tübinger Bronze, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0231
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Hauser, Zur Tübinger Bronze. II.

20·

ausgesprochen habe, würde ich mich jetzt mit noch mehr Zurückhaltung äufsern.
Gewifs, unter den erhaltenen Monumenten existirt keines, das dem Epicharinos
näher gestanden haben könnte als die Tux’sche Bronze27; aber an einen direkten
Zusammenhang glaube ich jetzt nicht mehr. Von der Bronze bis zu den Tyrannen-
mördern liegt ein gut Stück Entwicklung; diese bedeuten einen weiteren Schritt
auf dem Weg vom Korrekten zum Schönen.
Stuttgart. Friedrich Hauser.

wird es aber sein auszusprechen, was noch nicht
ausgesprochen wurde, dafs sich nemlich nur für
den Zusammenhang mit Kritios und Nesiotes
der Beweis wirklich erbringen läfst. Es können
nunmehr zwei der Nachbildungen datirt werden
und sie fallen darnach in die Zeit des Exils der
Antenorgruppe. Das ist der kyzikenische Stater,
welchen Greenwell (Electrum Coinage of Cyzicus
S. 33) zwischen 440 und 410, Warwick Wroth,
(Brit. Mus. Cat. Mysia zu Taf. VII no. 3) zwi-
schen 450 und 400 ansetzt, die andere Nach-
bildung befindet sich auf einer panathenäischen
Amphora, welche ich (Neuattische Reliefs S. 159)
mit Sicherheit vor 367 ansetzen konnte, und die
höchst wahrscheinlich sogar noch ins fünfte Jahr-
hundert gehört (Furtwängler, Meisterwerke S. 204).
Die Lekythos Scaramanga schliefst sich an die
jüngsten Produkte des schwarzfigurigen Stils an
und kann darum gut bis gegen 460 herunter-
gerückt werden.
Nun hält man es ja meist für wahrschein-
lich, dafs die jüngeren Statuen dem Monument,
das sie ersetzen sollten, möglichst genau nach-
gebildet waren. Das ist denkbar, ist aber nicht
nothwendig. Denn auch bei den Tempeln, welche
die Griechen auf die Stätte der verbrannten
Heiligthümer stellten, dachte man weniger daran,
sie den früheren Bauten so ähnlich wie möglich
zu machen, als zu zeigen, was jetzt hellenische
Kunst und hellenischer Wohlstand vermag.
Der Grund, aus welchem Studniczka früher

an eine Nachbildung des Werks von Antenor
dachte, war ganz plausibel, und da uns an einem
solchen Markstein der Kunstgeschichte wie den
Tyrannenmördern nichts gleichgiltig sein kanny
so verlohnt es sich, darüber ins Reine zu kommen,
wefshalb jener Grund nicht durchschlagend ist.
Trotzdem man dem römischen Kunstfreunde
sagte, das Werk des Antenor seien die ersten
auf Staatskosten errichteten Ehrenstatuen ge-
wesen, trotzdem er von der wunderbaren Wan-
derung der Gruppe in die persische Residenz,
von ihrer mit Jubel aufgenommenen Rückkehr
nach Athen wufste, wollte er doch eine Nach-
bildung der jüngeren Gruppe in seinem Parke
sehen: der Stil war es, der ihm bei den jün-
geren Meistern mehr zusagte. Wir besitzen eine
ganze Reihe von römischen Copien des Mäd-
chentypus, welchen die Ausgrabungen im »Perser-
schutt« uns in so vielen Originalexemplaren
kennen gelehrt haben. Alle diese Copien knüpfen
aber an Werke an, welche auf der Stilstufe der
entwickelsten unter den Statuen von der Akro-
polis stehen; auf Copien nach Figuren im Stil
des Mädchens von Antenor verzichtete der Rö-
mer; solche Werke sind ja » Tuscanicis proxima«.
27) Auch Reisch, Griechische Weihgeschenke S. 47
hielt diese Zusammenstellung für wahrscheinlich.
— Den Inschriftrest einer andern Weihung dieses
Epicharinos glaubt Bather {Journ. Hell. Stud. XIII
1892 S. 126 no. 7) auf der Akropolis gefunden
zu haben.
 
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