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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Brueckner, Alfred: Zu athenischen Grabreliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0234
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206 Brueckner, Zu athenischen Grabreliefs.

Rottenführer (δεκαδάρχοι) und Rottenschliefser an die γνώμη des Rittmeisters der
Phyle gebunden, und wieder den Rottenführern selbst, die Xenophon durch An-
ordnung des Hipparchen nach spartanischem Muster zu Vorgesetzten (άρχοντες) ihrer
Rotte erhoben sehen möchte, bliebe es ihrerseits überlassen sich ihre Hintermänner
zu wählen und zu ordnen. Es scheint danach Regel gewesen zu sein, dafs jeder
höhere Führer den unteren in der Bestellung derer, welchen er als seinen Ver-
trauensmännern in seinem Bereiche eine führende Stelle übertragen wollte, frei
schalten liefs. Der für die Dauer eines Jahres ernannte Unterofficier oder Leutnant
hätte sich in Athen höchstens bei seinem Hauptmann, aber nicht bei dem Major,
dem Oberst u. s. w. als befördert zu melden gehabt. Andrerseits aber wird es ein-
leuchten, dafs so bestellte Unterführer dem Demos kaum als άρχοντες galten, ihm
blieben sie gleich der Menge seiner Bürger Hopliten oder Hippeis; daher auch auf
dem erhaltenen Akroter des Rittergrabmales der Phyle Dexileos nach dem Phylar-
chen Antiphanes mitten unter den elf im selben Jahre gefallenen Rittern und ohne
einen Zusatz zu seinem Namen genannt ist5.
Wenn so jedes Jahr der unmittelbare Vorgesetzte die Chargen frei besetzte,
so gab es rechtlich weder ein allmähliches Aufrücken in höhere Stellungen noch
einen Anspruch auf einen militärischen Rang. Daher konnte ein militärischer Titej
dem Namen des Bürgers auf seinem Grabe nur beigesetzt werden, wenn man auch
das Archontenjahr hinzusetzte. Die Angabe des Todesjahres findet sich auf den
von Privaten errichteten attischen Grabsteinen nur das eine Mal beim Dexileos.
Diese Ausnahme erklärt sich eben daraus, dafs die Familie, wie wir annehmen, ihn
als Officier bezeichnen wollte. Wollte sie das, so konnte sie es nicht anders als
unter Hinzufügung des Archonten. Und wenn sie nun, ebenso singulär für uns,
das Geburtsjahr hinzufügte, so war damit angedeutet, in wie jungen Jahren, als
Zwanzigjähriger, nachdem er eben die Ephebenjahre hinter sich hatte, Dexileos
bereits ein ehrendes Vertrauen genossen hat.
Es fragt sich, ob sich die Aufgabe, welche die πέντε ιππείς zu erfüllen
hatten, noch ermitteln läfst. Wenn die Rottenführer, wie Xenophon will, im
Gegensatz zu den Letzten der Rotten, denen ein gesetzteres Alter zukommt, aus
besonders rüstigen, jugendlichen Leuten (άκμάζοντες) ausgewählt wurden, so würde
dieser Platz für den zwanzigjährigen Dexileos sehr geeignet sein. Aber die Be-
zeichnung των πέντε ιππέων wäre mit einem Rottenführer der Phyle nicht zu ver-
einigen, da diese sicher mehr als fünf Rotten stark war. An einer andern Stelle
des ITipparchikos schlägt Xenophon vor, dafs der Plipparch, wenn es verdeckt ge-
schehen könne, sich bei einem Reitertreffen von jeder Phyle vier oder fünf der
stärksten Pferde und Reiter zurückbehalten solle, um im geeigneten Augenblick mit
einer frischen Abteilung über die Feinde herzufallen. Auch das sieht nicht aus,
als könne es mit dem των πέντε ιππέων in Verbindung gebracht werden. Negativ
läfst sich zur Befehlsführung in der Phyle noch behaupten, dafs der Phylenrittmeister

5) CIA. II, 1673. Athen. Mittheil. XIV S. 407.
 
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