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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

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Pick, Behrendt: Thrakische Münzbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0187
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Pick, Thrakische Münzbilder.

173

Vs. 0Λ BIOTTO Brustbild des Apollon rechtshin.
Rs. Δ ΑΔ OC | CATY Nackter Apollon mit Kalathos nach vorn stehend, in der
vorgestreckten Rechten ein kugelähnliches Attribut, in der L. Bogen und
Pfeil.
Bronze, 20 mm. — Moskau, Histor. Museum. — Abb. d. Rs.: Nr. 31.
Das Attribut in der rechten Hand, das einer Kugel ähnlich sieht, verjüngt sich etwas
nach oben; ob es ein Salbgefäfs sein soll oder ein Granatapfel, möchte ich nicht
entscheiden128. Jedenfalls ist aber dasselbe gemeint wie bei der Statuette, und da
also der Typus von Olbia dieser viel näher verwandt ist als der von Sinope, so
wird man kein Bedenken mehr haben, auch dem Gott der Statuette einen Bogen in
die linke Hand zu geben, wofür ja auch das Epitheton έκήβολος in ihrer Inschrift
spricht. Nur dürfte Apollon hier den Bogen frei in der Hand gehalten haben,
während das Münzbild ihn auf den Boden gestützt zeigt, was aber sehr wohl auf
Willkür oder Ungeschicklichkeit des Stempelschneiders beruhen kann. Dagegen ist
dieser sicher nicht willkürlich verfahren, indem er den Gott mit dem ungewöhn-
lichen Kopfschmuck versah, der einem Kalathos gleicht, ganz wie bei den atheni-
schen Münzbildern, die den delischen Apollon von Tektaios und Angelion wieder-
geben129. Dieser Zug mufs auf Nachahmung des Originals beruhen, dessen hohe
Alterthümlichkeit dadurch erwiesen wird; die Statue von Olbia könnte danach schon
im Anfang oder um die Mitte des VI. Jahrhunderts geschaffen sein, nicht lange nach
der Gründung der Colonie 13°. Sie ist jedenfalls älter als der Apollon des Ivanachos
in der Mutterstadt; an diesen schliefst sich dann das Vorbild der Münze von Sinope
an, und der jüngste in dieser Reihe ist der Apollon des Kalamis in Apollonia.
VII. Der Hermes des Praxiteles.
Um einen freien Platz am Ende der Tafel nützlich auszufüllen, bilde ich zum
Schlufs das Münzbild von Anchialos131 ab, das von Treu im Olympiawerk schon

12fe)Es sei hier auch auf den Apollon von Eleu-
thernai in Kreta hingewiesen, der ebenfalls
aufser dem Bogen ein kugeliges Attribut hält
(Svoronos Num. de la Cr eie pl. XI u. XII; auch
Overbeck Apollon Münztafel III, 12 —14). Dieses
Attribut ist zuweilen, wenn es sich nach einer
Seite verjüngt (z. B. Svoronos XI, 28), dem
des Apollon von Olbia sehr ähnlich; aber die
herrschende Ansicht, dafs es ein Stein sein
soll, der für Apollon als Jäger passend wäre, hat
doch viel für sich (vgl. darüber Wroth im Brit.
Mus. Cat. Crete, Introd. p. XX VI); die Art, wie
er den Gegenstand hält, ist sehr verschieden,
zuweilen aber läfst sie die Deutung des Attributs
als Salbgefäfs oder als Granatapfel ganz un-
möglich erscheinen. — Eher könnte auf einer
schriftlosen Kupfermünze mit ähnlichem Typus

(Svoronos 134, 27, XI, 29 aus der Sammlung Im-
hoof, ein anderes Exemplar in Gotha) dasselbe
Attribut gemeint sein wie bei dem Apollon
von Olbia und dem von Naxos; und ich würde
diese Münze nach der Fabrik auch nicht für
kretisch halten, sondern sie pafst besser in
eine der Griechenstädte am Schwarzen Meer.
129) Overbeck Apollon S. 17 fg-, Münztafel I, 17 — 20;
vgl. auch S. 34 fg. — Die Apollonstatuette von
Naxos, die den Kalathos nicht hat, ist wohl
etwas jünger als die Statue von Olbia.
130) vielleicht stellte diese alterthümliche Statue den
Stadtgott Απόλλων Προστάτης dar, der aus zahl-
reichen Weihinschriften der Strategen von Olbia
bekannt ist (vgl. Latyschev 1, 60—73).
J31)Anchialos lag nahe bei Apollonia und war ur-
sprünglich nur eine Art von Stapelplatz der
 
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