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Schöne, Statue eines römischen Wagenlenkers im Vatikan.

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Diese Erklärung erweist sich, wenn man die Statue in ihren Einzelheiten
genauer betrachtet, als unhaltbar. Denn der Verband besteht nicht aus Riemen, wie
Helbig glaubt, sondern aus einem gedrehten Seil von kreisrundem Durchschnitt,
das etwa die Stärke eines Mittelfingers hat; zwei flache Riemen sind dagegen auf
den die Hüften umgebenden Gürtel aufgenäht und unterscheiden sich sehr deutlich
von dem Material des Verbandes. Somit wird man den Gedanken an Zügel wieder
aufgeben müssen; es wäre ja auch wunderlich, wenn man diese in Gestalt einer so
komplizierten, schwer lösbaren Verschnürung mit sich herumgetragen hätte.
Noch bleibt der Zweifel übrig, ob die Verschnürung zum Schutz des Thorax
geeignet ist. Jedoch sind, wenn ich nicht irre, die Äußerungen sachkundiger Fach-
männer der Kaiserzeit bei genauerer Erwägung geeignet, alle Bedenken dieser Art
vollständig aus dem Wege zu räumen.
Galenos kommt in seiner Schrift über Verbände an zwei verschiedenen
Stellen auf diesen Gegenstand zu sprechen. Er unterscheidet zunächst {de fasciis,
c. 2; t. XVIII A p. 774 Kühn) drei Sorten von Binden nach der Art ihrer Herstellung:
gewebte (υφαντοί), gefilzte (πιλωτοί), gedrehte (πλεκτοί) und erklärt, gedrehte Binden
würden »bei Wagenlenkern behufs Zusammenhalt der Rippen« (έφ’ ηνιόχων συνοχής
των πλευρών ένεκεν) verwendet. Diese Bemerkung wird auf der einen Seite durch
die vatikanische Statue einleuchtend illustriert, andrerseits gibt sie den gewünschten
Aufschluß über die Absicht, die man mit der Verschnürung verfolgte. Im weiteren
Verlauf derselben Schrift begegnet uns sodann folgende detaillierte Anweisung:

'Αρματηλάτης3.
αρμόζει μεν έφ’ ών (αί) πλευρά! έπι-
δούνται, συντελεΐται δ' ούτως· ή μεσότης του
επιδέσμου κατ’ αύχένος, αί δ’ άρχαι λοξαι
κατά στερνόν εις αύτάς άγκυλωΟεισαι ύπδ
μασχάλας έπι μετάφρενον κάκεΐ πάλιν άγκυλω-
θεΐσαι άπαγέσθωσαν, ουτω τε μέχρι του δλον
τον θώρακα έπιδεθήναι ότέ μεν δπίσω, δτέ
δ’ έ'μπροσθεν άγκυλούσθωσαν, τα δέ πέρατα
προς ά'λληλα άμματιζέσθωσαν. ταυτη τη έπι-
δέσει (οί) άρματηλάται χρώνται συνοχής χάριν
των πλευρών.

Wagenlenkerverband.
Er paßt in den Fällen, wo die Rippen
verbunden werden und wird folgender-
maßen hergestellt. Die Mitte der Binde
wird auf den Nacken gelegt, die Enden
in schräger Richtung nach der Brust
geführt, dort kreuzweis verschlungen und
sodann unter den Achseln nach hinten
zu der Stelle zwischen den Schultern ge-
führt, dort wieder gekreuzt und wieder
nach vorn geführt. In dieser Art werden
sie, bis der ganze Thorax verschnürt ist,
bald hinten, bald vorn kreuzweis ver-
schlungen, sodann werden die Enden
miteinander verknotet. Diesen Verband
gebrauchen die Wagenlenker, um ihren
Rippen einen Halt zu geben.

3) Den Namen des Verbands, der in den Drucken der Chirurgensammlung des Niketas aus dem
fehlt, entnehme ich aus cod. Laur. gr. LXXIV 7, 9. Jahrh.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVIII, 6
 
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