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Bethe, Die antiken Terenz-Illustrationen.

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In jener Acharnerszene ist diese Tür verschließbar. Auch in der Eingangs-
szene des plautinischen Stichus, in der die zwei Frauen bei ihrer Arbeit im Vesti-
bulum sitzen, wird eine geöffnete Tür erwähnt (v. 87, vgl. meine Prolegomena S. 311).
Die Terenzminiaturen zeigen nun häufig die Türrahmen, aber mit aufgeschlagenen
Vorhängen: sie waren also wenigstens durch solche verschließbar. Auch auf dem
Wandgemälde der cctsa del centenario zu Pompei (bei A. Dieterich, Pulcinella, Taf. II
publiziert), das einen lauschenden komischen Alten hinter einer auf einigen Stufen
zugänglichen Tür darstellt, ist von Türflügeln nichts zu bemerken. Man könnte geneigt
sein, in diesem Vorhang das »siparium«. zu erkennen. Aber andrerseits scheint es doch,
als wäre das Vestibulum πρόιΕρον eben nicht bloß eine Türöffnung gewesen, sondern
ein dem Hause — vielleicht in ganzer Breite — vorgelagerter, gegen die Straße ab-
gegrenzter und mit dem Hause architektonisch verbundener Platz gewesen. Das
fordern die hier spielenden figurenreichen Plautusszenen. Und so hat Lundström
verstanden und die breite offene Halle des von Puchstein publizierten pompeianischen
Wandbildes mit dem Vestibulum identifiziert. Die ganze Halle müßte dann durch
Vorhänge verschließbar gewesen sein. Das ist leicht denkbar. Man könnte dafür
vielleicht das Neapeler Komödienrelief (Dörpfeld-Reisch, S. 327, Fig. 81) anführen;
ich wage es nicht, weil mir dieser Vorhang nicht ganz verständlich ist. Leider
sehe ich aber auf dem Puchsteinschen Wandbilde keinen Vorhang, dagegen zeigt
es die Halle durch etwa 1 — 1 ’/2 m hohe Schranken geschlossen, deren Zweck ich
nicht einsehe.
Hier eine Schwierigkeit. Es ist nicht die einzige. Denn die Campanaschen
Terrakotten mit Komödienszenen (Puchstein, »Die griechische Bühne«, S. 27, Abb. 4.
Vgl. die Tragödienszene bei Seroux d'Agincourt, Recueil de fragments de sculpture
antique, Paris 1814, Taf. 29, 5) zeigen zwar die Dekorationsarchitektur sehr deutlich,
aber keine Spur eines Ambulacrum und Vestibulum. Doch bedeutet das nicht
allzu viel: denn klärlich ist nur eine abgekürzte Darstellung, eine Andeutung der
Dekoration beabsichtigt, da auf engsten Raum ihre drei Türen zusammengerückt
sind, während sie in Wirklichkeit eine unvergleichlich größere Längsausdehnung
hatten. Aber auch die erhaltenen massiven Prachtdekorationen der römischen
Bühnen zeigen solche Ambulacra Vestibula doch nicht. Und gerade in ihrer Zeit
sind, wie es scheint, die Terenzminiaturen gemalt; wenigstens weist die — soviel
ich sehe — einzige Handhabe, sie zeitlich zu bestimmen, das Terenzporträt, etwa
auf die Zeit um 200 n. Chr. (vgl. meine Präfatio in Terentium Ambrosianum p. 57—64).
Es müßte mithin vor die massive Prachtdekoration eine andere Dekoration vor-
gesetzt worden sein, wozu die tiefe römische Bühne ja reichlich Raum gewährt.
Die Bühnendekoration, die uns die Terrakotte von S. Angelo (Röm. Mitt. XII,
S. 140 = Arch. Jahrb. XV, S. 61, Fig. 2) zeigt und deren Identität mit der von
Assteas auf dem Madrider Heraklesbilde die Gegenüberstellung meines Erachtens
unverkennbar zeigt (Arch. Jahrb. XV, S. 60/1, Fig. 1 und 2), ließe sich dagegen wohl
mit der Forderung einer Vorhalle vor dem Hause vereinigen, insofern man, wie
ich a. a. 0. vorschlug, die Säulen in beträchtlichem Abstande vor der Hauswand
 
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