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Ε. Pfuhl, Apollodoros ό σκκφράφος.

Parrhasios erreicht hat. Die schriftliche Überlieferung gibt keine eindeutige Auskunft,
denn so einfach liegen die Dinge nicht, daß man mit Ludwig Urlichs und Eugenie
Seilers nur auf die skizzenhaft-dekorativen kampanischen Darstellungen des Isis·
kultus und der Einholung des Trojanischen Pferdes mit den angeblichen γρυλισμοι
der Troer zu verweisen braucht, um Petrons Worte von der audacia Aegyptiorum,
welche tarn magnae artis compendiariam invenit, zu erklären und womöglich den
Sprung um drei- oder vierhundert Jahre rückwärts zu Antiphilos zu vollziehen 41).
Es ist zunächst durchaus fraglich, wie diese und die Parallelstellen bei Plinius zu
beurteilen sind. Plinius hebt bei Nikomachos die celeritas hervor und gibt ein Bei-
spiel dafür; von seinem Schüler Philoxenos sagt er: hic celeritätem praeceptoris
secutus breviores etiamnum quasdam picturae compendiarias invenit (XXXV Ιθ8,
Iio). Es ist klar, daß es sich hier um etwas Prinzipielles handelt, nicht um eine
gelegentliche Schnelligkeitsprobe wie bei Pausias, der ausnahmsweise einmal einen
Knaben in einem Tage malte. Bei Nikomachos könnte an sich rein persönliche,
von der Technik unabhängige Schnelligkeit wie bei Rubens vorliegen,· das scheint
jedoch durch die Angabe über seinen Schüler Philoxenos ausgeschlossen zu sein.
Die nächste Möglichkeit wäre, daß rein technische, in der Bildwirkung kaum in
die Erscheinung tretende Vereinfachungen gemeint seien, wie sie z. B. Wilhelm
Ostwald und Sascha Schneider soeben erreicht haben (Bericht von Ostwald im
Berliner Tageblatt 1909 Nr. 582). Das wäre jedoch mit Petronius nur dann verein-
bar, wenn compendiaria bei ihm etwas anderes hieße als bei Plinius — eine uner-
weisliche und wenig wahrscheinliche Annahme. Bei Petronius aber muß es sich
um etwas Künstlerisches handeln, sonst könnte dadurch nicht der Verfall der Kunst
verschuldet sein; denn Wesen und Lebenskraft einer Kunst wurzeln ebenso wie ihre
Entstehung tiefer als in der Technik 4*). Dies Künstlerische freilich braucht bei
Philoxenos und bei den ‘Ägyptern’ nur wesensverwandt, nicht gleich gewesen zu
sein 43). Somit stehen wir anscheinend nur noch vor der Alternative, ob dekorative
Skizzenhaftigkeit oder echter Impressionismus gemeint ist. Daß erstere zu einem

Teil. Ich kann hier nur noch auf einen großen
Gegensatz hinweisen, den Schwartz mehrfach '
berührt: dem europäisch-geometrischen Stil
und seinem Fortleben im klassischen Idealismus
entspricht die abstrakte Begriffsphilosophie der
Attiker und der strenge Aufbau ihrer ‘abge-
zirkelten’ Perioden; die ionische Naturwissen-
schaft dagegen bewährt denselben Realismus wie
die mykenisch-ionische Kunst. Vgl. auch Berl.
philol. Wochenschr. 1910, 147 f.; weiteres Gött.
Gel. Anz. 1910 (Anzeige von Rodenwaldt): die
Landschaft in Kunst und Literatur.
41) Urlichs, Das hölzerne Pferd 21. Seilers, The
elder Plinys chapters on art 238. Klein, Ge-
schichte der griechischen Kunst III 22 und 291.
42) Dadurch erübrigt sich sowohl die auch sonst un-
haltbare Erklärung von Wickhoff, Wiener Genesis

66 (spätalexandrinische Erfindung der Fresko-
technik) als die frühere von Klein, Archäol.-
epigraph. Mitteil, aus Österreich 1887, 218 f.
(Pinselenkaustik). Der Ersatz der Freskomalerei
durch Ostwalds schnelles Monumentaltempera
unterstützt übrigens Kleins neuerlichen Einwand
gegen Wickhoff, Geschichte der griech. Kunst III
22, 2.
43) Eine Erklärung wie die von Winter, Das Alex-
andermosaik 8, ist angesichts dieses Zusammen-
hanges schwerlich möglich. Mit Mikons Butes
wäre schon ein Extrem dieser ‘compendiaria
erreicht gewesen, und die hypothetischen Inter-
valle der sikyonischen Figuren besagen nichts
gegenüber den polygnotischen Gruppen und der
Schichtung am Parthenonfries.
 
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