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H. Thiersch, Die alexandrinische Königsnekropole.

55

In dieselbe Reihe gehört auch die Consecratio oder Apotheose Antonins und Faustinas
auf der Antoninssäule I25): Kaiser und Kaiserin werden hier von Zephyros zum
Himmel entrückt.
Göttingen. H. Steinmetz.

DIE ALEXANDRINISCHE KÖNIGSNEKROPOLE.
Alexanders eigener letzter Wille war es gewesen, daß seine Leiche in der Oase
des Jupiter Ammon beigesetzt werden sollte (Curtius X 5, 4; Justinus XII 15, 7).
Bis Memphis war der abenteuerliche Kondukt mit dem prunkvollen Leichenwagen J
gediehen, dann aber unterblieb der weitere Zug durch die Wüste. Das Niltal mit
seiner alten Hauptstadt machte offenbar seinen Vorrang geltend gegenüber der ab-
gelegenen Oase, und Ptolemaios I. willfahrte seinen neuen Untertanen: τον μεν
(Αλέξανδρον) νόμω τφ Μακεδόνων έθαπτεν έν Μέμφει (Pausan. I 6, 3), d. h. in einem
würdigen Klinengrab und nach seiner Absicht für immer. Schon sein Nachfolger Phila-
delphos indessen störte die Grabesruhe des großen Königs — anscheinend sehr zum
Unwillen seiner Makedonen ■—- und überführte die Mumie samt der für sie schon in
Memphis eingerichteten göttlichen Verehrung als ein Hauptkleinod von der alten in

I25) Amelung, Vatikan I 116. Michaelis, Handbuch8
Fig· 851.
J) Die von K. Müller (Leipzig, Diss., 1905) und
H. Bulle (Jahrb. XX 1906, 57 ff.) angenommene
unantike Korbform der καμάρα kann m. E.
nicht richtig sein. Die alte Rekonstruktion von
Quatremere de Quinzy mit dem Tonnengewölbe
traf das Richtige. Nur war die Tonne vielleicht
flacher gehalten, so daß segmentförmige Lünetten
vorn und hinten entstanden mit schlichter orna-
mentaler Füllung, die in der Beschreibung nicht
erwähnt zu werden brauchten. Vgl. die »Bogen-
gräber« in Petra bei Brünnow-Domaszewski I,
155 ff· un(l auch die flacheren Bogenmotive in den
reicheren Fassaden dort, ebenda S. 159, 170 u.
172. Die »Bogengräber« haben aber nichts mit
Nordsyrien zu tun, wie v. Domaszewski meinte,
sondern gehen wohl ebenso auf alexandrinische
oder mesopotamische Motive zurück, wie so man-
ches andere an den nabatäischen Grabfassaden.
Vgl. jetzt auch 0. Puchstein, Arch. Anz. 1910, 46;
ferner unten die Nachrichten über das Gewölbe
des Arsinoeions in Alexandria. Wie stattlich
ein solch alexandrinischer tonnengewölbter Bau
ausgesehen haben kann, zeigt jetzt auch das von

Dressel (Sitzungsber. Berlin. Akad. 1909, 640 ff.,
Taf. IV) auf einer Münze Vespasians erkannte
Iseum Campense in Rom. Gerade Grabbauten
wie die der ersten Ptolemäer könnten hier bahn-
brechend gewesen sein. Diese καμάραι sind in
Ägypten wie in Mesopotamien, sowohl im Ziegel-
bau wie in Rohrgeflecht seit jeher heimisch.
Jenes fahrbare Prunkexemplar der Alexander-
Kamara bildet zudem eine Art Brücke zwischen
den beiden einander auch hierin verwandten Ge-
bieten. Vgl. meine Schrift Zwei antike Grab-
anlagen bei Alexandria, S. 14, und F. Delitzsch,
Handel und Wandel im alten Babylonien S. 9
Abb. 5 (Rohrhütten in Korbbogenform); in
monumentale Technik übertragen in Hatra und
den Sassanidenbauten. —· Eine lange Reihe von
direkt oder indirekt alexandrinischen Bauten mit
solchen Gewölben und Stichbogengiebeln hat so-
eben zusammengestellt W. Weber in Sitzber. der
Heidelberger Akadamie 1910, 7. Heft. Er ver-
mutet (S. 31) als Ausgangspunkt dieses spezifisch
alexandrinisch rituellen Stiles den nach Arrian
III, 1, 5 von Alexander selbst noch gestifteten
Haupttempel der Isis in Alexandria. Ich möchte
eher das Soma selbst dafür vorschlagen.
 
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