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126

A. v. Salis, Zur Neapler Satyrspielvase.

Es ist bereits angedeutet, daß die Idee des Bildes nicht in Rom, nicht in Com-
modus’ Zeit entstanden ist. Zu weiterem Beweise diene das Mittelbild einer Decke
in den »Camere di Tito«, bei Mirri T. 13 (der ganzen Decke 12), beiPonce 12: Bacchus —
oder wäre es der bacchische Eniautos der ptolemäischen Pompe? — unter einem
Tabernakel, vor ausgespanntem Teppich, umgeben von vier weiblichen Gestalten,
deren eine, voll bekleidet, ganz rechts steht. Von links tritt ein Knabe an Bacchus
heran mit dem Horn. Es sei dem Nachdenkenden überlassen, zu sehen, wie nun,
bei der Erinnerung an Zeus und seine Pflegerinnen, an Dionysos und seine Ammen,
doch der Gedanke an Erichthonios (oben S. 118) sich bewähren kann. Man ver-
gleiche mit dem herabfahrenden Knaben, dem novus annus des Corsini-Bildes, nur auf
dem Neapler Prometheussarkophag, Dak. II 66, 841, den vom Haupte des Juppiter
ebenso jählings herabfahrenden Knaben, den personifizierten Blitz, der seine Fackel
an den Kopf des in der Tiefe schmiedenden Vulkan hält.]
Adolf Michaelisf.

ZUR NEAPLER SATYRSPIEL VASE.
Hierzu Tafel 4 mit einem Beiblatt.
Die Fülle von wichtigen stofflichen Aufschlüssen, welche das Theaterbild auf der
Satyrspielvase in Neapel brachte, hat diesen Teil des bildnerischen Schmuckes der
Vase in den Brennpunkt des Interesses gerückt, und auch für den Maler selbst ist er zwei-
fellos die Hauptsache gewesen. Das Bild der Rückseite (s. Beiblatt zu Taf. 4) findet
weniger Beachtung, und doch überragt es die Hauptdarstellung an künstlerischen Quali-
täten; jedenfalls verdient es eine eindringendere Würdigung sehr. Denn die beiden
Bilder sind augenscheinlich auf Kontrastwirkungen angelegt, und sie beziehen sich in-
haltlich aufeinander. Schon im Vorwurf, und ganz besonders in der Stimmung zeigt
sich ein starker und gewollter Gegensatz: die Szenen stehen sich gegenüber als Tag
und Nacht, und zwar ganz wörtlich genommen. Die Rückseite schildert die wilde
Jagd des Dionysos und seiner Gesellen; und als hätte der Maler einen Hauch von
dem Geiste des Gottes verspürt, ist sein Bild ganz angefüllt mit der Glut und dem
Taumel des bacchischen Thiasos. Es ist gebirgiges Land; die oberen Figuren sind
nur teilweise sichtbar und verschwinden hinter den Terrainwellen der Landschaft,
die als Wildnis mit üppiger Vegetation charakterisiert ist durch die Stauden, welche
allerorten aus dem Boden wachsen. Und es ist Nacht: ein Fackelzug irrt durch
das Land; unruhig schwingen die begeisterten Weiber ihre Lichter, lassen die
Flammen wehen und lodern im Wind. Der Gott selber mitten in der Schar, trunken

J) Heydemann, Vasensammlung des Museo nazio-
nale in Neapel n. 3240, abgeb. Mon. dell’ Inst.
II Taf. 31; Wiener Vorlegeblätter E 7/8. Schrei-
ber, Kulturhist. Atlas 3, 1. Eine photographische
Ansicht der Vase mit dem Hauptbild bei Nicole,

Meidias 121 Fig. 29. Eine Photographie der
Rückseite, welche für diese Studie von Wert
gewesen wäre, konnten wir nicht erhalten, da das
Original zurzeit wegen Umräumungsarbeiten un-
zugänglich ist.
 
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