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J. Six, Apelleisches.

Andromeda desNikias ist wohl sicher in verschiedenen kampanischen Wandgemälden
mehr oder wenig frei nachgeahmt12), aber, obgleich verwandt, von unserer Darstellung
verschieden. Auch das Gemälde eines Euanthes, das Achilles Tatios ziemlich aus-
führlich beschreibt, ist schon durch den fliegenden Perseus als Vorbild ausgeschlossen.
Wir werden also an eine dritte Komposition zu denken haben, deren Urheber nicht
überliefert ist.
Auf weitere Beziehungen zur Malerei kommen wir besser erst später zurück.
Vorläufig möchte ich aber noch darauf hinweisen, daß die Contorniaten, die nach
Dressels eindringender Behandlung so viel von den erhaltenen und wohl auch von anderen,
uns verloren gegangenen Medaillons entlehnen, neben angeblichen Abbildungen von
Bildwerken wie dem Farnesischen Stier (Sabbatier XIV 8, 9), dem Laokoon (XIV 11)
und der Tyche von Antiochien, zur Parthenope (XIII14) umgetauft, auch Gemälde
wiedergeben. Bei der Dirke besitzen wir neben dem Marmorwerk auch eine bildliche
Tradition J3), die, wie RodenwaldtJ4) nachgewiesen hat, die ältere ist und die hier
vorzuliegen scheint. Bei dem Laokoon liegt es sogar nahe, nicht an den berühmten
Marmor, sondern auch an eine malerische Vorlage zu denken, denn der aufflatternde
Mantel des Helden findet sich schon, wenn auch bescheidener, auf dem Fragment eines
pompejanischen Wandgemäldes *5), noch kräftiger entwickelt aber in dem vatikanischen
Vergil l6), wo er auch die leeren Hände ganz ähnlich betend zum Himmel erhebt.
Nicht zu verkennen ist die Abhängigkeit der Skylla (Sab. XIII, II—13) von jener des
Nikomachos *7), und wenn sie hier nicht das Steuerruder schwingt, sondern es ruhig im
Arme hält und auch das Schiff des Odysseus in die Darstellung aufgenommen ist, so
spricht sich die gemalte Vorlage darum nicht weniger kräftig aus. Vielleicht
dürfte man an das Werk eines gewissen Phalerion denken, dessen Plinius mit
einem Worte erwähnt.
Nicht weniger leuchtet es ein, daß Hero und Leander (Sab. XIV 12) sowie ganz
ähnliche Darstellungen auf den Münzen von Abydos 18) auf ein Gemälde zurück-
gehen. Es erinnert der schwimmende Leander, auf der Münze ganz sichtbar, aber
monoknemos, auf dem Contorniat bis zur Brust im Wasser, an die Aphrodite, die
Benndorf zuerst zu Apelles in Beziehung gebracht hat und die ich zur Erklärung
der Monoknemos zu verwenden versucht habe J9), einen Typus, den Eutychides

n) Vergleiche zuletzt Rodenwaldt, Die Komposition
der pomp. Wandgemälde, 230 ff.
’3) Herrmann, Taf. 43.
n) a. a. 0. S. 219 ff.
T5) Blümner, Lessings Laokoon Taf. III.
l6) Seroux d’Agincourt Taf. XXV, 1.
U) 0. Schuchardt, Nikomachos.
l8) Baumeister 962, Fig. 1155. Roscher II 1919.
*9) E. Maaß hat sich gefreut, über die Bedeutung
von monoknemos mit mir wenigstens im
auf der Landl

allgemeinen zusammengetroffen zu sein (Jahres-
hefte des Öst. Arch. Inst. XI 1908, 34). Das
wäre gewiß auch mir angenehm, aber es ist dem
leider nicht so. Monoknemos kann , da es
»einschenkelig« nicht sein kann, nur bedeuten, die
»einschenkelig scheint«. Das paßt keineswegs
auf eine bekleidete Figur, wie Maaß will, und kann,
soviel ich sehe, nur in der Weise erklärt werden,
wie ich es versucht habe. Übrigens hüte man
sich, in dem Roman des Petronius die Pinakothek
zu suchen.

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXV.

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