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Bieber-Rodenwaldt, Die Mosaiken des Dioskurides von Samos.

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meisterhaft aus wenigen Strichen zusammengesetzt ist. Man darf von Strichen reden,
da selbst die kleinsten Lichter und Schatten nicht von einzelnen Steinen gebildet
werden, sondern von Reihen allerkleinster Steinchen. Durch diese einzig stehende
minutiöse Ausführung sind die Beschränkungen der rein malerischen Ausführung,
zu denen sonst die Mosaiktechnik nötigt, hier überwunden. Die leicht rötlichviolett
getönten Lichter erscheinen wie mit Deckfarbe durch den Pinsel aufgetragen. Ebenso
wirkt das weiße Band, das sich um den Kranz auf der Spira schlingt.
Der Beckenschläger gleicht seinem Genossen in Kostüm und Farbengebung,
die im einzelnen leicht variiert ist, z. B. durch den gelben Mittelstreifen des Chitons.
Sein Mantel ist weiß mit grauen und gelblichen Schatten.
Etwas hinter dem Beckenschläger und zum Teil von ihm verdeckt steht die
Flötenspielerin. Das Gesicht ist weiß, die Schatten darauf hellrot und hellgelb, um das
dunkelbraune Haar ist dreimal ein gelbes Band gelegt. Der nicht von der Maske
bedeckte Hals und die Hände haben denselben rötlichvioletten Ton wie Hände und
Füße der Männer und des Knaben. Die Ärmel sind weiß, der Chiton erscheint oben
braun, unten graugrün. Die Verschiedenheit beruht auf der Zerlegung in wechselnd
gefärbte Faltenhöhen und -tiefen. Unterhalb der Knie läuft ein breiter, gelber Hori-
zontalstreifen um den Chiton1)- Der Mantel gleicht farbig den Chitonen der Männer,
hat aber einen dunkler gefärbten breiten Saum.
Der Knabe links von der Flötenspielerin trägt einen braunen Chiton, sein
Gesicht ist etwas heller als das der Männer, koloristisch tritt er gegenüber den drei
Hauptfiguren ganz zurück.
Die hier gegebenen Farbenbezeichnungen können nur annähernd richtig sein.
Zunächst decken sich die Farben der Steine nicht mit den üblichen Malfarben; so
erklärt sich der violette Ton des Rot aus der Natur der angewandten Steinsorten,
so überhaupt die vielen, schwer mit Worten faßbaren Zwischentöne. Sodann ver-
fügt der Meister bei vielen Farben, z. B. bei Gelb, Grau, Violett, über eine ganze
Skala von nur wenig voneinander abweichenden Nuancen. So schimmert das Grau
der Schatten bald ins Grün, bald ins Violett hinein, und wieder andere graue Töne
sind bei den einzelnen Teilen der Tür verwendet.
Noch feiner abgetönt und daher noch schwieriger zu beschreiben sind die Farben
des zweiten Mosaiks (Abb. 2). Die Szenerie ist farbig mit der gleichen Zurückhaltung
wiedergegeben, aber ungleich komplizierter und schwer zu deuten. Dem dunklen
Streifen des anderen Bildes entspricht hier am unteren Rande ein schmalerer, röt-
lich weißer. Darüber folgt ein schmaler Streifen braunen Bodens. Auf ihm sitzen
rechts und links je ein Pfeiler auf, dazwischen, aber nicht an die Pfeiler anstoßend,
steht eine dreistufige Treppe. Die Pfeiler bestehen, der linke aus drei ungleich breiten
und ungleich hellen, graubraunen, der rechte aus einem breiten grauvioletten und
einem schmalen hellgelben Streifen. Schon der mittlere Streifen des linken Pfeilers
ist als zurückweichend gedacht, da die unterste Treppenstufe ihn überschneidet.
Wenn noch eine dritte Seite sichtbar ist, so läßt sich das nur mit der Annahme er-

’) Zu solchen Streifen in Schauspielergewändern vgl. M. Bieber, Dresdener Schauspielerrelief 35.
 
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