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B. Schröder, Zu Mikons Gemälde der Marathonschlacht in der Stoa Poikile. 281

ZU MIKONS GEMÄLDE DER MARATHONSCHLACHT
IN DER STOA POIKILE.
Es brauchten nur einige von andern Gelehrten schon geäußerte Gedanken zu
Ende gedacht und die Bildwerke neu geordnet und vermehrt zu werden, um
zu der Schlußfolgerung zu gelangen, die wir hier vorlegen und mit der wir hoffen,
der Rekonstruktion eines Hauptwerkes der älteren griechischen Malerei eine bessere
Grundlage geben zu können. Wir stellen vier Vasen zusammen:
1. Die Nolaner Amphora in Berlin, Abb. I und 2, Furtwängler, Beschreibung der
Vasen 2331, mit den Bildern zweier Krieger. Von links stürmt ein bärtiger Grieche,
in Chlamys, Beinschienen und Pilos, mit Schild und Speer bewaffnet, vorwärts. Das
Auge ist lebhaft geöffnet. Ihm kommt ein Perser weitausschreitend entgegen, voll-
gerüstet mit Panzer, Tricots und Tiara. Der Köcher hängt an der linken Hüfte,
die Linke ist mit Schild und Bogen vorgestreckt, die Rechte schwingt die Streitaxt.
Die Zeichnung beider Figuren ist etwas befangen.
2. Die Lekythos aus Eretria, Abb. 3, Conze, Griech. Grabreliefs II zu n. 1148
und Savignoni, Athen. Mitt. XXIII 1898, 404 ff., Taf. V. Ein Perser flieht nach
rechts, in der Linken den halbmondförmigen Schild und Bogen, in der Rechten den
Speer. Das Antlitz zeigt heftige Besorgnis. Die Bewegung ist ausdrucksvoll, aber
noch nicht ganz gelöst.
3. Die Nolaner Amphora in New York, Abb. 4, A. Sambon, Vases antiques
de terre cuite. Collection Canessa. Paris 1904, 65, n. 233, Taf. XVI. Le Musee,
I\ 1907, 12; \ 1908, 62 (Vignetten). Ein nach rechts fliehender barbarischer Krieger
wird eben von der Lanzenspitze eines verfolgenden Griechen erreicht; er holt, sich
umwendend, mit dem krummen Schwert zum Schlage aus. Auf der Rückseite der
Vase ein anstürmender Grieche mit Schild und Lanze, eine stereotype Figur.
4. Die Lekythos aus Marathon in Paris. Ann. 1847, Taf. W. Gaz. arch.
1885, PI. 32, 2. De Ridder, Vases peints de la Bibliotheque Nationale n. 49Öbls.
Pharmakowski, Attische Vasen 308. Ein bärtiger Perser eilt nach rechts und wendet
den Kopf zurück, in der Linken den Bogen, die Rechte furchtsam ausgestreckt.
Diese Vasen gehören dem schönen, doch noch nicht zur vollen Freiheit durch-
gedrungenen Stil an und erinnern in den Stellungen, den Helmformen und in der
Zeichnung des Gesichts und seines Ausdrucks an die Kratere von Ruvo und Bologna
(Furtwängler und Reichhold, Griech. Vasenmalerei Taf. 26/27 und 75/76), in denen wir
den Stil der großen Wandmalerei, und im besonderen den des Mikon und seiner
Amazonenbilder erkennen. Die vier Vasen sind auch einander im Gegenstand und
seiner Behandlung so ähnlich, daß wir sie unbedenklich auf ein und dasselbe Vor-
bild, eine Perserschlacht, also die Perserschlacht des Mikon in der Stoa Poikile,
zurück führen dürfen, wie es Savignoni schon für die Lekythos aus Eretria
vorgeschlagen hat.
Gemeinsam ist den vier Darstellungen die Bewegung von links nach rechts.
Nehmen wir dieselbe Richtung auch für die Komposition des Gemäldes in der Stoa an, so
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXVI. IQ
 
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