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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Caspari, Fritz: Das Nilschiff Ptolemaios IV
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0086
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72

F. Caspari, Das Nilschiff Ptolemaios IV.

wenigen Ausnahmen, z. B. bei den kleinen Räumen ίο, II, 12, 14, 15, fallen dagegen
nicht ins Gewicht. Rund 5mal ist es in der Säulenhöhe der Peripatoi enthalten, etwa
zweimal in den Halbsäulen der Krypta. Endlich konnten wir es auch sämtlichen
Säulenachsweiten zugrunde legen, außer in dem kleinen Oekus 14 und in dem
Tholoshofe 13, wo seine Beibehaltung eine für den
Gesamteindruck zu geringe Stützenzahl ergeben hätte.
Mit Bezug auf den Grundriß der Räume kommt
nun Leroux (S. 223) zu dem abschließenden Urteil:
les Symposions de la dahabie royale etaicnt egyptiens
par le plan et l’ordonnance, grecs par la decoration.
Doch wird man das nicht gelten lassen können. Sein
Hauptargument bildet die Annahme, daß alle Oeken
der Thalamegos nach demselben Prinzip mit qua-
dratischem Grundriß und innerer Säulenstellung
an vier oder wenigstens drei Seiten angelegt ge-
wesen seien (S. 222). Das letztere galt jedoch nach
den vorangegangenen Ausführungen nicht für die
σκηνή (17), also einen der größten Räume, bei dem
vielmehr alle Wahrscheinlichkeit für gänzliches
Fehlen innerer Stützen sprach (S. 62). Dagegen
deutete das έπιστύλιον περιτρέχον in dem bakchischen
Symposion (16) in der Tat auf eine ringsum laufende
Peristasis, und bei den Räumen 6, 9, 14 und 20
legten die Vorbilder der erhaltenen Oeken die An-
setzung der Säulen auf drei Seiten unter Freilassung
der Eingangsfront besonders nahe. Daß diese späten
Beispiele in Verbindung mit dem Zelte des zweiten
Ptolemäers für die Schiffsvilla beweiskräftig sind,
hat Studniczka S. 106 ff. gezeigt, der aber unter
Hinweis auf die grundsätzliche Verschiedenheit der
Säulenoeken und der hypostylen Tempelhallen
Ägyptens die Urform jener nach wie vor im
mykenisch-homerischen tetrastylen Megaron erblickt, das sich dann im Tempel-
bau weiterbildete, um bereits im 4. Jahrhundert die Gestalt der pompcjanischen
Oeken anzunehmen, wie sie uns im Artemistempel im Flieron von Epidaurus ent-
gegentritt (Abb. 29) T). Dieser zeigt außerdem noch eine andere Besonderheit, die
für uns in Betracht kommt: seine Cella nähert sich in auffälligem Maße dem Quadrat.
Demnach zwingt uns nichts, mit Leroux für den quadratischen Grundriß der Oeken 9,
14 und 20 die Vorbilder in der Architektur des Nillandes zu suchen, zumal die übrigen
großen Säle alle oblong sind und im Gegensatz zu den ägyptischen ihren Haupt-
eingang an der Schmalseite haben. Besonders trat diese Orientierung in der Richtung


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Abb. 29. Artemistempel im Hieron von
Epidauros (Studniczka, Symposion).

) Studniczka S. 110 Abb. 27.
 
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