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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Buschor, Ernst: Neue Duris-Gefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0107
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E. Buschor, Neue Duris-Gefäße.

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vollen Mädchenkopfes, durch die Entsprechung von Stock und Flöten, Schuhen und
erhobenen Armen eine glänzende Linienkomposition voll enger Beziehungen geworden,
die durch die jüngeren Bankettszenen des Meisters überholt, aber nicht übertroffen
wird.
Auf den Außenbildern dieser Schalen steigert sich die Neigung zu Symmetrie
und parataktischer Anordnung, die schon in den Frühwerken sich meldet. Die
Komos- und Ephebenbilder (Orloff, Boston) stellen ihre Akte lockerer nebeneinander,
so daß die Unteransicht der Schalen allmählich zu dem sternförmigen Eindruck der
späteren Konversationsbilder überleitet, und die mythologischen Szenen nehmen
die stark zentralisierende Tendenz der Waffenstreitschale auf; selbst der Theseus-
zyklus wird davon berührt. Die Schlachtenbilder (W. Vorl. VII, ß; Arch. Zeit. 1883,
Taf. 3) gestatten einen unmittelbaren Vergleich mit älteren und jüngeren Fassungen
des Themas. Gegenüber dem Amazonenkantharos (F.-R. 74) verschlingen sie, wohl
unter demselben Einfluß, der in den Innenbildern zu spüren ist, ihre Gruppen reicher
mit vielen überschneidenden Linien; trotzdem ist eine gewisse zentralisierende und
vereinfachende Tendenz nicht zu leugnen. Eine Steigerung des Themas im dramati-
schen Sinn war von Duris’ Temperament nicht zu erwarten; die jüngere Schale
Basseggio (W. Vorl. VI, 5) lockert nur die Komposition und verstärkt die formel-
hafte Entsprechung, und das Außenbild der Berliner Skironschale 2288 ist vielleicht
noch zentraler angeordnet.
Stehen sich auf all diesen Schalen Innenbild und Außenseiten, durch gemein-
sames Thema und gleichmäßige Ausführung verbunden, sozusagen ebenbürtig gegen-
über, so schlägt die Berliner Symposionschale einen neuen und zukunftsreichen Weg
ein: sie paart mit einem reich und sorgfältig gefertigten Innenbild zum erstenmal
jene später so beliebten, flüchtig behandelten Konversationsbilder und stellt damit
die Außenseiten auf ein ungegenständliches, dekoratives Niveau: dem obengenannten
Prinzip der sternförmigen Parataxe wird die Aktionsfreiheit, das dramatische Leben
der Figuren geopfert. Wie sehr dieses Prinzip Schule gemacht hat, beweist ein Blick
auf die Schalenbilder des V. Jahrhunderts, und sicher lag der Grund dafür nicht nur
in der größeren Bequemlichkeit und Nachahmbarkeit der neuen Kompositionsart.
Sie kam vor allem jenem starken Bedürfnis nach Vereinheitlichung der Gefäßdekora-
tion, nach Monumentalität entgegen, das die Vasenmalerei von der archaischen Er-
zählerfreudigkeit und Schilderungslust abgedrängt und auf neue Bahnen gewiesen hat.
Dieses neue monumentale Bedürfnis hat sich in der Schalenmalerei nicht be-
friedigen können. Der Schwerpunkt verschiebt sich entschieden zu Gunsten der
großen Gefäße, die für den neuen Stil eine viel wichtigere Unterlage bilden als die
Schalen. Wir sahen schon, daß des Meisters Betätigung auf diesem Feld in den Beginn
der Entwicklung fällt, daß seine »nolanische« Amphora einen der ältesten Vertreter
des zukunftsreichen Gefäßtyps darstellt, seine »Mantelfigur« an der Spitze einer
langen Kolonne marschiert. Das Brüsseler Gefäß steht gewiß nicht allein; nach der
kleinen Photographie Sommer 11 069 zu schließen, hat es ein Seitenstück in der
Neapler Amphora Heydemann 3097, die gleichfalls die Studien der Rüstungsschale
fortsetzt, und weitere Exemplare werden sich noch finden lassen. Auch an den Peliken
 
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