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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Buschor, Ernst: Neue Duris-Gefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0108
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E. Buschor, Neue Duris-Gefäße.


läßt sich das Streben nach dekorativer Monumentalität erweisen, besonders deutlich,
wenn man die eingangs erwähnten Gefäße gleicher Form in die Betrachtung cinbe-
zieht, die durch enge Beziehungen mit der Waffenstreitschale verknüpft sind und
eine Brücke von der Berliner Schale 2283 zur Petersburger Pclike zu schlagen scheinen.
Es ist interessant, mit welcher Beharrlichkeit die feierliche Spendeszene als zentral
angelegte Dreifigurenkomposition behandelt wird, die den Rahmen eigentlich über-
flüssig macht, und wie die obere Zierleiste von der archaischen Form sich emanzi-
piert. Kein Wunder, daß sich Duris auch einen feierlichen Bildtypus nicht entgehen
ließ, der gerade in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts eine Reihe repräsentativer
Dreifigurenkompositionen mit zentraler Anlage hervorgerufen hat und in dem be-
kannten eleusinischen Triptolemosrelief gipfelt: die Vorderseite des Pariser Stamnos
ist einer der vornehmsten Vertreter in der langen Liste (Pringsheim, Archäologische
Beiträge zur Geschichte des eleusinischen Kults S. 97, Anm. 3), und auch die Rück-
seite, deren rhythmischer Wechsel von Altären und stehenden Figuren an ein Kom-
positionsprinzip der Hippodamasvasen erinnert, bietet nur eine Variante des Schemas.
Der Duris der großen Gefäße verleugnet nicht den Duris der Schalen.
Eine Untersuchung größeren Stils, die nicht wie die hier vorliegende auf das
durchaus unzureichende Material der publizierten Gefäße angewiesen ist, wird die
Liste der größeren Durisgefäße sicher noch wesentlich vermehren können. Leidet
doch auch die Erforschung des Schalenmaterials noch sehr unter der Mangelhaftig-
keit der Veröffentlichungen. Das Bild von der künstlerischen Eigenart des Duris, die
unter viel fremden Zeichen sich vollziehende Entwicklung seiner Ausdrucksweisc,
das hier öfter gestreifte Verhältnis des Meisters zu seinen Zeitgenossen wird sich noch
viel schärfer fassen lassen, und das Studium des Stils wird durch die Beobachtung
der feinen Veränderungen der Schalenform eine wichtige Ergänzung erfahren. Aber
auch jetzt schon drängt die durch .die Signaturen faßbar gewordene, über das erste
Drittel des fünften Jahrhunderts sich erstreckende Entwicklung des Meisters die wichtige
Frage nach dem Fortschreiten anderer Maler auf. Die kurzen Stiletappen, die den
üblichen Meisterzuweisungen zu Grunde liegen, können unmöglich ausreichen, die
ganze Entfaltung ihrer Künstlertätigkeit darin einzuspannen. Wie hat Euphronios
in der Glaukonzeit gemalt und hatten seine Spätwerke mit den Gemälden der Leagros-
zeit mehr gemein als irgendwelche durch 40 Jahre getrennte Werke, z. B. eines goti-
schen Malers? Darf man nicht die Frage einer erneuten Untersuchung empfehlen,
ob z. B. der Kleophradesmaler (J. H. St. 1910, S. 38) sich von Euthymides trennen
läßt oder, um ein niedrigeres und engeres Niveau zu nehmen, der Eucharides-Meistcr
vom Nikoxenos-Meister (vgl. B. S. A. XIX S. 246) ?
Und dabei war Duris alles andere als ein Stürmer und Dränger. Die entschei-
denden Fortschritte sind nicht von diesem Künstler ausgegangen, der neben seinen
kühneren Kollegen nur zu sehr als Virtuos, als Akademiker, als Kunstgewerbler
erscheint. Das ist ja der vornehmste Reiz der Vertiefung in die bunte Welt der
Vasenbilder, daß sich eine Fülle gleichzeitig schaffender Persönlichkeiten fassen läßt,
alle Spielarten vom Stümper bis zum bahnbrechenden Meister, jeder mit seinem
eigenen Verhältnis zur Natur, zur Tradition, zu den Kollegen, zur großen Kunst.
 
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