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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Reisinger, Ernst: Geometrische Fibeln in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0328
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E. Reisinger, Geometrische Fibeln in München.

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Dort die Umrißlinien grob und dick eingetragen, hier fein und dünn eingerissen.
Während auf der Fibel Abb. 3 alle Umfassungslinien doppelt gezeichnet und gleich-
mäßig stark angegeben sind, wird auf den Fibeln Taf. 17 und 18 in allen Fällen, wo
Doppellinien erscheinen, die eine viel zarter gehalten als die andere, was eine ele-
gantere Wirkung ergibt. Während dort alle Linien unsicher geführt und vielfach
krumm geraten sind, sehen wir hier eine Sicherheit in der Führung des Instru-
mentes, die alle Zeichnung knapp und exakt werden läßt und auch die Schwierig-
keit der Kreisrosettenkonstruktion glatt bewältigt.
Ähnlich steht es mit der zeichnerischen Qualität der dargestellten Motive.
Bei der ersten Gruppe sind die Tiere plump und unproportioniert hingestellt, bei
der ZAveiten Gruppe elegant und lebendig. Man vergleiche nur die Tiergruppe Έφ.
άρχ., 1892, Taf. Il,2 mit jener unserer Taf. 17,2 rechts. Dort begegnen häufig lineare
Füllmuster, wie gekreuzte Striche, Vierblätter, die nur schlecht dem zur Verfügung
stehenden Raum angepaßt sind, hier fehlt diese lineare Art von Füllmustern ganz,
und falls Tiere zur Raumfüllung verwendet werden, sind sie wohl berechnet auf
der Fläche verteilt. In manchen Motiven berühren sich die beiden Gruppen, wie in
der Wiedergabe von Segelschiffen, Heraklestaten, fressenden Löwen, sich schneiden-
den Halbkreisbändern, Fischen und Hakenkreuzen, aber auch hier ist die Ausführung
in der zweiten Gruppe stets feiner und straffer, wie z. B. ein Vergleich des Haken-
kreuzes auf Taf. 18,2 und Abb. 2 mit dem flüchtigen formlosen Ornament Olympia IV
Taf. 22, Nr. 362 a lehrt. Einige Motive eignen den Fibeln des ersten Typus allein,
so die groß gezeichneten menschlichen Figuren, Damwild und antithetische Gruppen,
andere finden wir nur auf den Fibeln des zweiten Typus, wie die Ausfahrt zum
Kampf und die Kreisrosetten.
Diese Unterschiede in Technik, Zeichnung und Ornamentschatz legen den
Schluß nahe, daß die Fibeln beider Typen nicht aus der gleichen Fabrik hervor-
gegangen sind. Ließen uns für die Fibeln mit halbmondförmigem Bügel einige An-
haltspunkte an die Herstellung in Argos denken, so fehlen uns für die Lokalisierung
des anderen Fibeltypus bestimmte Hinweise. Eine andere Fabrik in der Argolis
erscheint als Ursprungsstätte bei den mannigfachen Berührungen der beiden Typen
nicht ausgeschlossen. Sehr erschwert wird die Beurteilung dieser Fragen durch den
Mangel an ausreichendem Vergleichsmaterial aus Euböa, besonders aus Chalkis.
Böotien selbst kommt als Fabrikationsland kaum in Betracht; das häufige Vor-
kommen der geometrischen Fibeln mit hohem Fußblech in böotischen Gräbern er-
klärt sich genügend aus der Vorliebe der Böoter, ihre Toten mit möglichst reichen,
kostbaren Beigaben zu begraben.
München. Ernst Reisinger.
 
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