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ZUM URSPRUNG VON SATYRSPIEL UND TRAGÖDIE.
Die folgenden Untersuchungen beabsichtigen nicht, sich mit den Hypothesen
der Religionshistoriker auseinanderzusetzen, die in den letzten Jahren aus dem Boden
geschossen sind T), die aber erst dann von Nutzen werden können, wenn zuvor
einmal die antike Überlieferung ganz aufgearbeitet ist. Diese selbst nun besteht
wesentlich aus drei verschiedenen Kategorien. Die literarhistorische Seite wurde
von U. v. Wilamowitz-Moellendorffmeisterhaft gefördert, nur bedarf sie noch
einer sprachlichen und archäologischen Ergänzung. Die unabhängig geführten,
glänzenden Untersuchungen von Felix Solmsen über σιληνός σάτυρος τίτυρος 3) haben
sehr wertvolle Tatsachen festgestellt und so geordnet, daß auch der linguistische
Laie damit arbeiten kann; außer ihnen haben aber auch die bildlichen Monumente 4)
noch ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Hier kann nur ein Ausschnitt aus dem
schwierigen und arg verwirrten Problem, das die Grundbedeutung, Darstellung und
Geschichte der Silene und Satyrn betrifft, behandelt werden, und der Leser wolle
dem Verfasser erlauben, die Frage tunlichst zu isolieren und ganz von den Inter-
essen des Satyrspiels aus zu betrachten.

I. Das Satyrspiel.
Die neueren philologischen Untersuchungen 5) haben für die älteste attische
Tragödie etwa folgende Grundzüge ergeben: Der τραγωιδών χορός, der seit rund 534

1) Beste Zusammenstellung von Μ. Nilsson, Neue
Jahrbücher XXVII 1911, 609. Seitdem er-
schienen noch J. Harrison, Themis (1912);
E. Tieche, Der Ursprung der Tragödie (Aarau
1915; vgl. Bucherer, BPhW. 1916, 1161);
W. Ridgeway, The dramas and dramatic dances
of non-european races, in special reference to
the origin of greek tragedy (Cambridge 1915).
2) Neue Jahrbücher XXIX 1912, 449.
3) Indogermanische Forschungen XXX 1912, 1.
4) Das archäologische Material ist auf dem Grunde
der maßgebenden Arbeiten von Furtwängler,
Loeschcke, Bulle und anderen durch Kuhnert
in Roschers Lexikon (IV 444, Artikel Satyros
und Silenos) sorgfältig und gut gesammelt und
behandelt. Die Aufsätze von Nilsson, Wilamo-
witz, Solmsen und Kuhnert zitiere ich nur nach
nen Religionsh

den Verfassernamen und setze ihre Kenntnis
im allgemeinen voraus.
5) Vgl. besonders die verschiedenen Arbeiten von
Wilamowitz: den zitierten Aufsatz der Neuen
Jahrbücher, ferner Euripides’ Herakles 1. Aufl.
(1889) I 63. 81, die Einleitung zu der Überset-
zung von Euripides’ Kyklops (Griechische Tragö-
dien III Nr. 8, 1906) und Aischylos Interpre-
tationen (1914) S. 2 und 240. Die literarischen
Überlieferungen hat in neuerer Zeit am besten
L. Levi gesammelt: Riv. di Storia antica XII
1908, 201 (vgl. auch Atti del R. Istituto Veneto
di scienze lettere ed arti LXIX 1910, 387).
Zusammenfassend Navarre bei Daremberg-Saglio
s. v. Tragoedia; Navarre zeigt auch hier sein
gutes Urteil, indem er der antiken Tradition folgt
und die phantastischen Erfindungen der moder-
ier ablehnt.

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXII.
 
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