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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 32.1917

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Pick, Behrendt: Die thronende Göttin des Berliner Museums und die Persephone von Lokroi
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Sitte, Heinrich: Die Süd-Metopen des Parthenon
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https://doi.org/10.11588/diglit.44518#0229
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Heinrich Sitte, Die Süd-Metopen des Parthenon.

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Statue, wenn auch die Kleidung die ihrer späten Entstehungszeit ist, und ist ge-
eignet, uns über die Attribute aufzuklären. Sie hat in der Rechten eine Schale, und
die Öffnung in der Linken zeigt, daß sie einen Stab darin hielt. Die Übereinstim-
mung der tarentinischen Terrakotte mit dem Münzbild von Lokroi ist schwerlich ein
Zufall; sie bestätigt vielmehr die Annahme, daß es in Tarent ein verwandtes Bild
der lokrischen Persephone gegeben hat. Dieses Bild oder, wenn es mehrere gab, ein
solches Bild könnte in der thronenden Göttin des Berliner Museums auf uns gekom-
men sein: sie wäre dann also ein hieratisches Kunstwerk aus Tarent, um 470 oder
460 als Nachbildung des uralten Kultbildes von Lokroi geschaffen. Es muß nun
abgewartet werden, ob die Zukunft uns zuverlässige Angaben über den Fundort
bringt; wenn es dann nicht Tarent sein sollte, so ist hoffentlich doch auch nicht
alles, was hier ausgesprochen worden ist, unnötig oder wertlos gewesen.
Gotha. Behrendt Pick.

DIE SÜD-METOPEN DES PARTHENON.
Seit Phidias, dank der Anregung, die ich im Anschauen großer Kunst durch
meinen Vater empfing, in ganzer Gestalt, alle Größen aller bildenden Kunst über-
ragend vor mir steht, war es mir klar, daß auch die kleinste Schöpfung dieses
Geistes nur aus der immer im Auge zu behaltenden Gesamtleistung richtig beurteilt
werden kann, daß auch die geringste Einzelheit an einem seiner Werke nur aus
der geschlossenen Einheit eben dieses Werkes erfaßt werden muß. Unmöglich
kann irgendwo an irgendeiner Stelle ein geringerer Geist wesentlich Anteil genommen
haben; in allem, was sichere Überlieferung auf ihn und seinen Kreis zurückführt,
suchte ich immer nur ihn, einzig und allein ihn, den Ausfluß seiner Eigenart.
Ein mehr als zwölfjähriges Suchen, so scharf und vorsichtig ich auch stets zu
beobachten bemüht war, bestätigte mir bisher immer meine einmal gewonnene
Anschauung des ganzen, nur mit wenigen Großen vergleichlichen Mannes.
So versuchte ich nun auch trotz mehrmaligen Mißlingens immer wieder dieses
Ganze ungeteilt meinen Hörern zunächst mündlich darzustellen. Auch bei der
Behandlung des gesamten Themas in einem mehrstündigen Winter-Semester-Kolleg
ließ sich schließlich der mächtige Stoff nicht in voll befriedigender Weise bewäl-
tigen. Daher beschloß ich einmal wenigstens einen Teil des Ganzen gründlich
durchzunehmen. Mehrere Umstände legten mir als Thema für einen solchen
neuerlichen Versuch die Süd-Metopen des Parthenon nahe: unsere verschiedenen
Quellen ermöglichen uns ja bei diesem Glied der Parthenon-Dichtung der Akro-
polis des Phidias noch eine vollkommen lückenlose Anschauung seines organischen
Aufbaues. Wiewohl ich nicht erwartete, daß mir persönlich für meine längst un-
verrückbar feststehende Ansicht der formalen und inhaltlichen Einheit auch dieses
Teilgedankens neue Stützpunkte aus einer neuerlichen Betrachtung gewonnen werden
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