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Fr. Weilbach, Der alte Athenatempel auf der Burg.

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was Vitruv berichtet, nämlich daß die Cella doppelt so lang als breit war, oder
vielmehr umgekehrt; denn der Tempel hatte die Eigentümlichkeit, daß »omnia,
quae solent esse in frontibus, ad iatera sunt translata«. Man hat diese Worte auf
das Erechtheion beziehen wollen, aber mit Unrecht; denn vom Erechtheion, das gegen
Osten eine gewöhnliche Tempelfront hat, kann man nicht sagen, daß alles, was sonst
an der Giebelfront ist, auf die Langseiten übertragen sei.
Nachdem wir diese Auffassung von der Bedeutung des Namens αρχαίος νεώς ge-
wonnen haben, schwinden alle Schwierigkeiten. Wir brauchen nicht mit Dörpfeld
anzunehmen, daß die Korenhalle das ganze Altertum hindurch von dem Hekatom-
pedon verdeckt war; und nicht mit seinen Gegnern, daß ein ganz neuer Tempel
αρχαίος νεώς oder gar παλαιός νεώς genannt wurde. Endlich brauchen wir nicht bei Pau-
sanias ein planloses Hin- und Herlaufen anzunehmen, sondern finden bei ihm eine
wohlgeordnete Periegese. Der Poliastempel und das Erechtheion sind eng verbunden
mit gemeinsamem Tempelhof, wie unsere Quellen es fordern, und doch hat das
Erechtheion eine relative Selbständigkeit, wie sie auch für die ältere Zeit vor dem
Neubau durch die Herodotstelle VIII, 55 bezeugt ist: »έστι έν τη ακροπόλι ταυτη
Έρεχθέος του γηγενέος λεγομένου είναι νηός«. So hätte er nicht sagen können, wenn
die beiden Tempel nur zwei aneinanderstoßende Zimmer desselben Gebäudes waren.
Die Ausdrücke αρχαίος νεώς und παλαιός νεώς behalten somit ihre eigentliche und
gewöhnliche Bedeutung, und diese Namen sollen weder auf das Hckatompedon noch
auf Erechtheion bezogen werden. Der Brand von 406 (Xen. Hell. I, 6, 1) hat keines
von diesen beiden betroffen, sondern den alten Tempel, und für diesen war auch der
Zypressenbalken von Karpathos bestimmt (I. G. Ins. I 977). Auf unseren Tempel
sind aber nicht nur alle Inschriften und Autorenstellen zu beziehen, an denen
αρχαίος νεώς genannt wird, sondern auch mit wenigen Ausnahmen alle Stellen, wo von
ό νεώς τής Αθήνας, δ νεώς τής Πολιάδος oder einfach ο νεώς auf der Burg die Rede ist.
Zum Schluß wollen wir auch dem Hund des Philochoros ein paar Worte wid-
men. Die Notiz, welche bei Dionys. Halic. de Din. 3 aufbewahrt ist, lautet: »κυων εις
τον τής Πολιάδος νεών εισελθοΰσα και δυσα εις το Πανδρόσειον έπ'ι τον βωμόν άναβασα του
Έρκείου Διδς τον υπό τη έλαια, κατέκειτο. Für das arme Tier bedeutet unsere Theorie
eine wesentliche Erleichterung seiner Aufgabe. Es braucht nicht mehr von der
»Poliascella« um das Erechtheion herum zum Pandroseion zu laufen oder von der
Terrasse des Hekatompedon einen tiefen Sprung zu machen, sondern huscht durch
eine Tür, die jemand hat offenstehen lassen, vom Poliastempel in das daran ange-
baute Pandroseion.

άρτι κατηρκώς, οίκειν δέ έξόπισθεν τής Άκροπόλεως
έν οίκία Θεοδότου τοΰ ίατροΰ, είναι δέ αυτήν
πρώτην προς ήλιον άνίσχοντα· τοΰ δέ νέου τής
Άθηνάς όράσθαι τον οπισθόδομον απ’ αυτής, και
είναι πολύ κατωτέρω τής άκροπόλεως τήν οίκίαν.
Die fortlaufende indirekte Rede zeigt, daß alles
Traum ist. Den Opisthodom von hier aus zu
sehen, wäre unmöglich, und das Unmögliche wird
besonders durch den letzten Satz (είναι πολύ
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXII.

κατωτέρω τής άκροπόλεως τήν οικίαν) hervorge-
hoben. Diese Worte hätten sonst gar keinen
Sinn. In demselben Traum glaubt er in der
Nähe des Lykeion einen schönen großen Tempel,
»mindestens hundertfüßig (έκατόμπεδος)« zu
sehen, und als er die Vorhalle betritt, sieht er,
daß es der Tempel des Platon ist (!). Man
wird doch wohl nicht dieses Traumbild für die
archäologische Forschung verwerten.
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