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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Dombart, Theodor: Der babylonische Turm
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0051
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Th. Dombart, Der babylonische Turm.

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Die allseitig nach Möglichkeit erstrebte Objektivität und das Überzeugende der
Materialzusammenstellung meiner Zikkurrat-Arbeit ist von berufener Seite, soweit
Stellung genommen wurde, bisher anerkannt worden. Doch nun erschien von einer
Seite, der man mit Recht glaubt und wünscht, besonderen Wert beilegen zu dürfen,
ein Rekonstruktionsversuch für den Einzelfall des berühmten »Turms von Babel«,
wobei uns ein nicht unwesentlich anderes Bild dieser historisch gewordenen Zikkurrat
entgegentritt mit dem ausdrücklichen Anfügen, daß nun die übrigen Zikkurrati als
nicht wesentlich anders gestaltet anzusehen sein dürften. — Es ist Prof. Dr. Robert
Koldewey, der Leiter der Ausgrabungen von Babylon, der in Nr. 59 vom Mai 1918
der »Mitt. d. D. Orient. Ges.« (S. 1—38) hier erfreulicherweise zum ersten Mal aus
seiner bisher vorsichtig gewahrten Reserve in der Zikkurrat-Frage weiter heraustritt,
nachdem er durch die jetzt im Original wieder vorliegende Keilschrift-Urkunde des
sogenannten Georges-Smith-Tabletts veranlaßt wurde, seine früher nur kurz geäußer-
ten Ansichten (»Die Tempel von Babylon« 1911, S. 2 u. 57/64, sowie »Das wieder-
erstehende Babylon« 1913 S. 190/1) zu revidieren und diesmal z. B. vor allen Dingen
— wenigstens theoretisch — anzuerkennen, daß eine Zikkurrat, daß der »Babelturm«,
wirklich in Stufenabsätzen aufgetürmt gewesen sein könne, »nach Art von Stufen-
pyramiden«, wie Eduard Meyer einmal am treffendsten sagte (Deutsche Rundschau
1887, 40). Freilich zaudert Koldewey, trotz des theoretischen Zugeständnisses,
in Wort und Tat immer noch, das Gestufte nun auch wirklich so kräftig zur Geltung
kommen zu lassen, wie es die Ausmaße der Tablettangaben verlangen. Und dieses
Zaudern ist nicht zu Recht bestehend (Mitt. d. D. 0. Ges. No. 59 S. 17/18). Aber
es macht verständlich, daß Koldeweys Rekonstruktion des Babelturms von der
meinigen überhaupt noch so augenfällig verschieden sein kann, daß er, der selbst-
redend zunächst seine eigene Auffassung für die. richtige halten muß, die Wieder-
gabe meiner Rekonstruktion dann nicht ganz zu Unrecht mit der Unterschrift
versehen durfte »unrichtige Wiederherstellung von Dombart«.
Freilich hat er die Anhaltspunkte, die für meine Rekonstruktion maßgebend
waren, soweit der Babelturm für sich ohne die Tempelgruppe in Betracht kommt,
nicht etwa erschüttert oder auch nur angetastet; vielmehr beschränkte er sich zunächst
auf die Worte: »mit früheren Rekonstruktionsversuchen, so verdienstvoll sie zweifellos
sind, wie die von Hommel, Thurau-Dangin, Scheil und Dieulafoy, Weißbach, Dombart,
brauche ich mich hier wohl nicht auseinanderzusetzen. Meine Darlegungen verändern
die Grundlage der bisherigen Betrachtungsweise, und wenn sie anerkannt wer-
den, so werden die betreffenden Autoren ihre Ansichten sicher selber revidieren«.
Ich tat das wunschgemäß zunächst in der O.L.Z. 1918 Nr. 7/8.
Erleichtert ist freilich durch dies abgekürzte Vorgehen nicht gerade die Ver-
ständigung, um die es uns in der Sache doch nur zu tun sein kann. Denn Koldewey
packt das Problem sozusagen einmal umgekehrt an im Vergleich zu dem Wege,
den meine Arbeit einschlug. Gestaltet sich nämlich in ihr der Bau des speziellen,
historischen Turmes von Babel sozusagen nach Maßgabe und auf dem breiten Funda-
ment der Gesamtheit des ganzen Babelturmgeschlechts, nach Befund der Ruinen-
stätten, der bildlichen Darstellungen, literarischen Zeugnisse, architektonischen Nach-
 
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