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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Hekatompedon in Athen
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Dombart, Theodor: Der babylonische Turm
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0050
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Th. Dombart, Der babylonische Turm.

auf unsicheren, ja falschen Fundamenten aufgebaut. Es hat lange gedauert, bis
der Irrtum aufgedeckt, und noch länger, bis das auf ihm aufgebaute wissen-
schaftliche Gebäude als falsch erkannt wurde. Hoffentlich ist es mir gelungen,
diese Erkenntnis zu fördern und zur Feststellung der wahren Geschichte der Burg-
tempel beizutragen.
Berlin-Dahlem, im Herbst 1918. Wilhelm Dörpfeld.

DER BABYLONISCHE TURM.
Mit Tafel 4.
Der einstige »Turm von Babel«,' dessen sagenhafte Geschichte von Kind auf
jedermann kennt, ist heute wieder ein hochaktuelles Problem, das bei der Entscheidung
angekommen ist.
Nach wertvollen Vorarbeiten von Reber, Hommel, Weißbach, Dieulafoy,
Koldewey u. a., die ich im einzelnen genau zitierte, hatte meine »Zikkurrat und Pyra-
mide« (München 1915 bei C. H. Beck) das Babelturmproblem endlich auf die breite,
umfassende Grundlage gestellt, auf der es unter den eigenartigen Verhältnissen, die
dafür vorliegen, erst einmal möglich wurde, sichere Tritte zu tun beim Versuch von
Rekonstruktionen, die den erweisbaren Anspruch erheben konnten, der einstigen
Wirklichkeit im großen und ganzen nahezukommen. —■ Die Hauptergebnisse meiner
Spezialuntersuchung waren kurz folgende: Schon die alten Sumerer und nach ihnen
die Babylonier und Assyrer errichteten bei den meisten ihrer großen Tempel-
bauten solche »Zikkurrati«, solche massig-pyramidale Tempeltürme als architektoni-
sierte Abbilder von Bergen, auf deren Spitzen die Götter wohnend und thronend
gedacht waren; insonderheit dann als Abbilder des im hohen Norden lokalisiert vor-
gestellten kosmischen »Länderbergs«, des Wohn- und Thronsitzes des Weltenherr-
schers. (So hieß ja z. B. die große Assur-Zikkurrat direkt »Plaus des Berges der Län-
der«.) Damit stellten die »Babeltürme«, wie wir sie hier kurz heißen wollen, auch
bezeugtermaßen berggleiche Götterthrone dar, weshalb ihren Gipfelabschluß ein
prunkendes Thronheiligtum der Gottheit bildete. Für den zum Gott gewordenen
König dazu gaben sie auch noch im Tode die Wohnstadt ab, den »Palast des Aus-
ruhens«, das »Haus des Grabes« (wie z. B. die Nippur-Zikkurrat hieß), etwa in dem
Sinne, wie noch heute bei uns das Volk heroisierte Herrscher in Bergen hausend denkt
(Karl d. Gr., Friedrich Barbarossa!).
Das künstliche Ziegelmassiv aber, das im Babelland den natürlichen Berg er-
setzen und darstellen mußte, war materialgerecht in großen kräftigen Stufenabsätzen
aufgeschichtet, im Grundriß früher rund, bald aber rechteckig und dann streng
quadratisch; zugänglich im Anfang nur durch gerade Freitreppen, dann auch durch
Spiralrampen und teilweise sogar durch eine Kombination beider Arten (»Zikkurrat«
S. 77/8 und Festschrift Ernst Windisch zum 70. Geburtstag, Leipzig 1914, S. 213/6
sowie Hommel-Festschrift Leipzig 1916, S. l).
 
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