Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 35.1920

DOI Artikel:
Pernice, Erich: Tarentiner Bronzegefässe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44574#0101
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TARENTINER BRONZEGEFÄSSE.

Die Untersuchungen, die ich vor dem Kriege an den Bronzegeräten aus den
Vesuvstätten angestellt habe — eine der Aufgaben des vom K. D. A. I. vor einigen
Jahren begonnenen und von F. Winter geleiteten Pompeji-Unternehmens — haben
zum Ziel, einmal über die künstlerische Eigenart der Bronzen in ihrer Gesamtheit
überhaupt aufzuklären und ferner, innerhalb einzelner Formengruppen zeitliche
Reihen fe'stzulegen, um alsdann jedem Abschnitt in der geschichtlichen Entwicklung
das ihm Zugehörige zuweisen zu können. Besonders wertvoll muß es dabei erscheinen,
wenn es gelingt, für die Zeit der höchsten Blüte Pompejis, die hellenistische Tuff-
periode, greifbare Ergebnisse zu gewinnen. Es hat sich gezeigt, daß uns in der Tat
nicht wenige ausgezeichnete Stücke erhalten sind, die man als hellenistisch bezeichnen
muß. Diese hellenistischen Denkmäler haben aber noch eine um so größere Be-
deutung, als sie für die wenigstens als Ganzes verschollene großgriechische Bronze-
kunst einen Ersatz bieten und uns damit in die Lage versetzen, ein Urteil über die
künstlerischen Absichten der großgriechischen Toreuten zu gewinnen und ihr Ver-
hältnis zu der festländisch-griechischen und kleinasiatisch-griechischen Kunst zu
bestimmen. Daß nämlich die Bronzen aus den Vesuvstädten, zum Teil gewiß an
Ort und Stelle gefertigt, zum größeren Teil jedoch an einem Mittelpunkt künstlerischer
Betätigung geschaffen und von dort in die Vesuvstädte eingeführt, den Niederschlag
großgriechischer Kunstübung darstellen, ist eine Behauptung, die an und für sich
große Wahrscheinlichkeit besitzt, die aber auch durch die Vergleichung mit erhaltenen
Denkmälern aufs wirksamste unterstützt wird J). Die Denkmäler, die hier in Frage
kommen, sind besonders die unteritalischen Tongefäße aller Art. Sie genügen eigent-
lich schon, um die Behauptung zur Gewißheit zu erheben. Aber es ist natürlich nicht zu
bezweifeln, daß die Beweisführung sich viel schärfer und straffer würde gestalten
lassen, wenn es möglich wäre, die Vergleichungsobjekte nicht der Keramik allein,
sondern auch der Metallkunst selbst zu entnehmen. Daß diese Möglichkeit nur in
den seltensten Fällen gegeben ist, liegt gewiß an dem Mangel an Material in erster
Linie, aber auch an der ungenügenden Kenntnis des Vorhandenen. Die aus Groß-
griechenland stammenden figürlichen und dekorativen Bronzen zu sammeln, ist daher
eine ebenso dringende als schwierige Aufgabe, deren Lösung aber auch um so größeren

Die Nachweise für die hier aufgestellten grund-
sätzlichen Bemerkungen, die schon vor Ausbruch
des Weltkrieges im wesentlichen druckfertig vor-
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXV.

lagen, werden hoffentlich in nicht allzulanger
Zeit in irgendeiner Form vorgelegt werden
können.
7
 
Annotationen