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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 35.1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44574#0171
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128

H, Pomtow, Die Tänzerinnen-Säule in Delphi.

bekannte Anekdote des Lynkeus bei Athen, VI 241^); dort handelt es sich aber
um das Stützen einer baufälligen Speisegemachdecke mit der linken Hand »wie
die Karyatiden«, während man mit der rechten speise, — woraus F. richtig schloß,
daß also die Übertragung dieses Namens auf Stützfiguren in der Zeit von. Mitte
des V. Jhdts. bis zu der des IV. stattgefunden haben müsse. Aber wenn er hinzufügt,
»wie sie zu Stande kam, läßt sich nur vermuten«, und zuletzt auf die Poloi als

das Gemeinsame verweist, — nicht ganz logisch, denn diese haben mit dem Stützen
der Speisegemachdecke, von dem F. ausging, nichts zu schaffen, — so möchte ich

dem gegenüber die Behauptung wagen: daß gerade die Karyatiden unserer
Säule seit 400 v. Chr. den Anlaß gegeben haben zu der Übertragung
ihres Namens auf architektonische Frauengestalten, die mit erhobenem
Arm und zugleich mit dem Kopf stützen und tragen (Pralles; Literatur bei Fiechter
a. a. O. 2251; s. auch Reinach, Rep. III 126), späterhin erst auf Stützfiguren mit
gesenkten Armen. Denn die delphische Säule bietet das früheste Beispiel, daß
Mädchen von Karyae, deren Hauptgeste der erhobene Arm und der Zehengang
bildet (vgl. das delphische Bronzerelief oben S. i2if. Anm. 3 und die zwei Berliner
Marmorreliefs, Springer-Michaelis11, S. 290), zugleich mit der erhobenen Hand etwas
zu tragen oder zu stützen scheinen, nämlich den über ihren Köpfen angebrachten

Dreifußkessel. Daß zu jener Namensübertragung und damit später zu jener Anekdote

ein großes, bekanntes Kunstwerk, das περισκέπτφ svl χώρφ stand, die Veranlassung

gegeben habe, war von vornherein anzunehmen,
auf 400/399 v. Chr. läßt sich in ihm unsere Tänze
Das Verdienst der Anbahnung dieser Erkennt
vor 9 Jahren darauf hinwies, daß die delphische
Karyatide die Bedeutung einer architekt
annehmen können (Schöner Mensch, Sp. 298); ;
eigentlich als Tragende unter der Mitte des Bec
Tanzbewegung widersprechen, wenn man die er!
angelegt dächte [vgl. hierzu oben S. 114, Anm. 3]
von solcher und ähnlicher Verwendung an Pfeilern d.
bezeichnung tragender Mädchengestalten werden
Bemerkungen, die das lange gesuchte Verbindungen
konnten offenbar von Fiechter u. a. nicht verwertet
angeblich späten »hellenistischen« Denkmal abgele
jünger sein sollte, als das Zeugnis der Namensübert
Jetzt, wo das Denkmal sich als viel älter als letzte
das früheste Beispiel von Karyatiden als anscheiner
Bulles Hinweis den Charakter eines Beweises und
eines Typus.
Berlin.
 
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