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Justi, Carl
Winckelmann, sein Leben, seine Werke und seine Zeitgenossen: mit Skizzen zur Kunst- und Gelehrtengeschichte des 18. Jahrhunderts (Band 2,1): Winckelmann in Italien — 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.52963#0231
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§ 49. Das Conclave von 1758 und der neue Pabst.

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keine Spielverderber sein zu wollen. „Er hat, schreibt ein Unbefangener,
Monsignor Garampi am 10. Juni, zwar eine Rotte von Nepoten hinter
sich, aber sonst eine Verbindung der besten Eigenschaften: Liebe zu den Wissen-
schaften, reifes Urtheil in allen Ministerien, hinreichende Erleuchtung in den
religiösen Controversen, unwandelbare Gerechtigkeit." Für Winckelmann waren
dieß Tage voll Spannung. Zwar versicherte er, daß die Erhebung Archinto's
ihm „fast gleichgültig sei, — bis auf die Gelegenheit, welche sie mir geben
würde, einen ehrlichen und tugendhaften Mann zu Zeigen; das Glück was
er durch Archiuto hoffen könne, solle ihn nicht blenden; er wolle dann (fügte
er mit Anspielung auf sächsische Aussichten hinzu) die Liebe zum Vaterlande
über alles erwecken und den römischen Pomp verlachen." Aber Thatsache ist,
daß er des Conclavs wegen unterließ, der dringenden Einladung des jungen
Stosch nach Florenz Folge zu leisten. Archinto's Wahl wurde vereitelt
durch einen strategischen Fehler: man war zu voreilig mit einer großen Zahl
Stimmen (18) sür ihn hervorgetreten; nun aber ist bekannt, daß diejenigen,
deren Namen im Ansang des Conclave an die große Glocke gehängt wird,
in der Regel bestimmt sind, zu stranden. Ende Juni war von Archinto
keine Rede mehr.
Von den Parteien, in welche das Conclav zerfiel, schaarten sich zwei
um die beiden Albani's (denen sich Pasfionei anschloß), die dritte war die
Corsinische. Von den Albani's glaubte man in den letzten Jahren Benedicts XIV
ziemlich fest, sie würden der Christenheit den nächsten Pabst geben. Winckel-
mann hatte zwar zu ihnen noch keine förmlichen Beziehungen, aber von einem
unter ihrem Einfluß stehenden Pabst erwartete er eine neue Epoche in den
Ausgrabungen, und für sich selbst eine Nische in Rom. „Bei der künftigen
Pabstwahl wird wohl der würdige Cardinal Alexander Albani ziemlich die
Entscheidung geben." „Ich wünsche, schreibt er den 12. Mai 1757, daß ich
mein Almosen genieße, bis hier eine Veränderung in der Regierung kommt,
an welcher der Cardinal Albani einen großen Antheil haben wird, auf welche
Zeit mich meine Freunde vertrösten." Und schon früher: „Sollten wir einen
Liebhaber der Alterthümer zum Pabst bekommen, so würden sich durch Hülfe
des Cardinals (denn weil er kein Geistlicher ist, kann er nicht Pabst werden)
Schätze entdecken, die noch wichtiger sind, als die wir haben."
Der Cardinal Alexander vereinigte die sogenannten Kroncardinäle, sein
Nesse Johann Franz die jüngeren, römischen, toscanischen, lombardischen.
Beide hatten sich dahin geeinigt, alle sonst papablen Persönlichkeiten nicht
aufkommen zu lassen, um ihren Freund Mosca durchzubringen, unter dem sie
das Heft in den Händen gehabt hätten; aber durch diese Strategik brachten
;ie das Conclav und die Stadt zu sehr gegen sich auf. So verständigten sie
sich doch schließlich über Cavalchini, dessen Stimmen am 20. Juni auf 28
 
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