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https://doi.org/10.11588/diglit.52963#0320
Sechstes Capitel.
Künste und Künstler.
§ 69.
Neue Perspective.
Die Anlage, welche soeben als vollendetes Ganzes im Umriß beschrieben
wurde, ist zum weit größten Theil unter Winckelmanns Augen und mehr
oder weniger sogar unter seiner Mitwirkung entstanden. „Es sollte scheinen,
er baue für mich, er kaufe Statuen für mich; denn es geschieht nichts, was
ich nicht billige". Diese in ihrer Art einzige Schöpfung, die man auch heute
noch, nach so manchen Beraubungen und Entstellungen, zu den Wundern
Roms zählt, dieß unvergleichliche Werk von Kunst, Natur und Alterthum
„von Schönheit, wie vom Glanz der Sonn' umflossen",
— es war der Schauplatz, der Hintergrund der letzten zehn römischen Jahre
Winckelmanns, in ihr ist ein Theil dieses seines reichsten und hellsten Lebens-
abschnitts enthalten. Viele der Antiken, die einen wesentlichen Beitrag zum
Eindruck dieses Ganzen lieferten, wurden in feinen Jahren entdeckt, ihre
Ankunft war ein Festtag, bei ihrer Ergänzung und Aufstellung faß er mit
zu Rüche.
Mannichfaltig und weitausgedehnt waren die Wellenkreise, welche die
Entstehung der Villa Albani um sich erregte. Alles was in Rom zur Kunst
in irgendwelcher inneren oder äußeren Beziehung stand, wurde eine Zeit lang
in ihre Bewegung hineingezogen. Damals konnte ihr Schöpfer mit mehr
Recht als zu irgend einer Zeit seines langen Lebens als das „Haupt der
Alterthumsverständigen" nicht nur, sondern auch der Künstler bezeichnet
werden. Bildhauer hatten fortwährend mit Wiederherstellung des Neuer-
worbenen, Ersetzung alter verkehrter Ristauri durch einsichtigere vollauf zu
chun; Maler aller Sorten bedurfte man zur Ausschmückung der Wände und
Decken von drei Gebäuden; und während hier schon alle Plätze durch Statuen
und Basreliefs besetzt wären, und alle Flächen im Glanze der Farben, der
Vergoldung und der Vollendung strahlten: fing dort die Arbeit der Archi-
Künste und Künstler.
§ 69.
Neue Perspective.
Die Anlage, welche soeben als vollendetes Ganzes im Umriß beschrieben
wurde, ist zum weit größten Theil unter Winckelmanns Augen und mehr
oder weniger sogar unter seiner Mitwirkung entstanden. „Es sollte scheinen,
er baue für mich, er kaufe Statuen für mich; denn es geschieht nichts, was
ich nicht billige". Diese in ihrer Art einzige Schöpfung, die man auch heute
noch, nach so manchen Beraubungen und Entstellungen, zu den Wundern
Roms zählt, dieß unvergleichliche Werk von Kunst, Natur und Alterthum
„von Schönheit, wie vom Glanz der Sonn' umflossen",
— es war der Schauplatz, der Hintergrund der letzten zehn römischen Jahre
Winckelmanns, in ihr ist ein Theil dieses seines reichsten und hellsten Lebens-
abschnitts enthalten. Viele der Antiken, die einen wesentlichen Beitrag zum
Eindruck dieses Ganzen lieferten, wurden in feinen Jahren entdeckt, ihre
Ankunft war ein Festtag, bei ihrer Ergänzung und Aufstellung faß er mit
zu Rüche.
Mannichfaltig und weitausgedehnt waren die Wellenkreise, welche die
Entstehung der Villa Albani um sich erregte. Alles was in Rom zur Kunst
in irgendwelcher inneren oder äußeren Beziehung stand, wurde eine Zeit lang
in ihre Bewegung hineingezogen. Damals konnte ihr Schöpfer mit mehr
Recht als zu irgend einer Zeit seines langen Lebens als das „Haupt der
Alterthumsverständigen" nicht nur, sondern auch der Künstler bezeichnet
werden. Bildhauer hatten fortwährend mit Wiederherstellung des Neuer-
worbenen, Ersetzung alter verkehrter Ristauri durch einsichtigere vollauf zu
chun; Maler aller Sorten bedurfte man zur Ausschmückung der Wände und
Decken von drei Gebäuden; und während hier schon alle Plätze durch Statuen
und Basreliefs besetzt wären, und alle Flächen im Glanze der Farben, der
Vergoldung und der Vollendung strahlten: fing dort die Arbeit der Archi-