Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Justi, Carl
Winckelmann, sein Leben, seine Werke und seine Zeitgenossen: mit Skizzen zur Kunst- und Gelehrtengeschichte des 18. Jahrhunderts (Band 2,1): Winckelmann in Italien — 1972

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52963#0096
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
, Zweites Capitel.
Römische Gelehrteurepnblik>
§ 20.
Der Prälat Giacomelli.
Unter den Leuten, die Winckelmann im Mengsischen Hause kennen lernte,
war ihm der liebste ein alter Herr, ein Anonymns, ein „hier berühmter Maler,
Bildhauer und Gelehrter von 70 Jahren, ein munterer fröhlicher Greis, ein
Mann von großer Kenntniß und Erfahrung". Oefters ging er vor Tifche
zu ihm, und einst als er ihm von feinen griechischen Studien erzählt hatte,
nannte der Alte einen römischen Prälaten, Michelangelo Giacomelli, das
werde der Mann für ihn sein. Buchhändler Pagliarini, in dessen am Pasquin
gelegener Bude er zuweilen den Gesprächen römischer Gelehrten zuhörte, zeigte
ihm zwei in seinem Verlag vor zwei Jahren erschienene Uebersetzungcn grie-
chischer Trauerspiele von diesem Monsignore. Er fand darin „sehr auserlesene
Noten"; einer der anwesenden Italiener meinte, das Italienische sei etwas
schwerfällig wegen des zu wörtlichen Anschlusses ans griechische, wie freilich
auch das Salvini's; ein anderer aber recitirte einen Chor aus dem gefessel-
ten Prometheus, und fragte ob darin nicht etwas durchtöne von der unnach-
ahmlichen Majestät äschyleischen Stils: wuneuvu uilu no8tru linAuu un ollm-
I'i88imo 686MPIO äi gusUu iniwitubils tz-runckiloguoimu körte 6 rodimtu, eä
in8iems 86mp>Uee e pmeewu, alle 6 cki g::s8to 86rittore tutto pmopriu. Der
sei, belehrten sie den Forestiere, neben dem Neapolitaner Mazzocchi und den:
Pisaner Corsini ihr erster Grieche, „U no8tro §r6onnti88imo OiaeomeUi"
nannten sie ihn, xui llello 8t::ckio tz'reeo, und
der fähigste in der Prälatur obendrein. So machte sich denn Winckelmann
mit seinem Freunde nach dem Borgo veechio aus um dieses Licht keuueu
zu lernen. Es war gegen das Ende des Jahres 56.
Ein Mann im Anfänge der Sechzig, aber ohne Spur des Alters trat
ihn: entgegen, eine einnehmende Erscheinung: über einer Adlernase und blauen
Augen wölbte sich eine hohe Stirn mit blonden: Haar. Er hatte daS Glück,
 
Annotationen