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Erste Reise (Winter 1872-1873)

An die Schwester

Burgos, d. 9.

December 1872

ROSSEN Dank für Deinen Brief, der mir noch wenige Stun-

V^JT den vor meiner Abfahrt von Paris übergeben wurde. Ich blieb
dort 5 Tage, in einem Gasthaus, das mir ein Deutschamerikaner
aus New York, mit dem ich die Reise von Köln herüber machte,
empfahl. Es fanden sich an der Tafel fast nichts als Deutsche.
Die Preise waren geringer als am Rhein. — So wenige Tage sind
natürlich etwas betäubend; mehrere mit ununterbrochen strömen-
dem Regen und teilweiser Ueberschwemmung der Seine. Die Schön-
heit, Pracht und Großartigkeit dieser Stadt übersteigt doch alle Ein-
bildungskraft, auch wenn man schon dagewesen ist. Was mir fast
bei jedem Gang auffiel, war, wie wenig sich in den neun Jahren
verändert hatte. Meine Wohnung war in der Nähe des Boulevard,
wo das Theätre Gymnase liegt. Hier standen an dem Abend des
Tages, wo ich ankam, ganz dieselben langen Queues, die geduldig
auf ein Stück von A. Dumas d. j. sich freuten, wie sie mir von
meinem letzten Abend im Jahr 1S63, — es war, glaube ich, der
17. November — in Erinnerung geblieben waren. Im Theatre
francais spielt Bressant noch immer mit derselben Eleganz die ge-
puderten Marquis, nur etwas matter war er geworden. Für die ge-
puderten Marquisen war eine jüngere hübschere eingetreten, die

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