Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fünfte Reise (Herbst 1879)

An die Schwester

S. Sebastian, d. 15. August 1879

IN soweit hätte ich das erste Ziel meiner Reise fahrplanmäßig
erreicht, obwohl mit einigen Hindernissen. Die beiden Tage nach
meiner Abreise waren von untadelhafter Liebenswürdigkeit, „der
unbewölkte Zeus" lachte über dem Rhein, über Frankreich und
den elyseischen Feldern, und höhnisch über meine Migräne und
Unklugheit, mich durch das Unwetter vorzeitig aus dem lieblichen
Lahnthal vertreiben zu lassen. Ich dachte immer an die freund-
lichen bewaldeten Hügel, die ringsum über das schmale Thal
Wache halten, wo die Eisenbahn nur durchtobt, ohne uns noch
Fabrikschornsteine und unheiligen Marktlärm gebracht zu haben,
wo alles in hessisch-altväterlicher Dürftigkeit und Stabilität fort-
dauert. Ich erinnerte mich des Ausspruchs des alten Camaldulensers,
der dem Franzosen, der begeistert ausrief: le bonheur est ici! ant-
wortete seufzend: Oui, pour ceux qui passent!

Ich war am Tag nach meiner Rückkehr in Bonn recht abgespannt
und konnte nur mit Mühe die Vorbereitungen zur Reise treffen;
noch eine Stunde vorher war ich zweifelhaft, ob ich nicht lieber
den folgenden Tag abreisen sollte. Ich reiste doch ab, und durch
die Nachtfahrt verschwand das Kopfweh, stellte sich aber im Lauf
des folgenden Tages wieder ein, so daß ich in einem für Paris sehr

104
 
Annotationen