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Dritte Reise (Frühjahr 1877)

An die Schwester

Perpignan, d. 13. März 1877

AMIT mein erster Brief diesmal nicht so lange auf sich

Jl_J warten läßt, will ich die erste ruhige Stunde benutzen, um

einige Nachricht vom Anfang meiner Reise zu geben. Wie Du
siehst, bin ich schon ziemlich weit nach Süden gedrungen, in den
äußersten Winkel des Dept. der östlichen Pyrenäen, die Haupt-
stadt von Roussillon. Mein anfänglicher Reiseplan hat sich näm-
lich auf der Reise gänzlich verändert, und zwar wegen des Wetters.
Ich fuhr am ersten Tage bis Colmar im Elsaß, ein Ort, den ich
schon lange zu sehen wünschte. Hier befindet sich nämlich das
einzige sichere Bild des größten deutschen Malers des 15. Jahrh.,
Martin Schongauer, eine lebensgroße Madonna, und außerdem
ein Museum von sehr merkwürdigen altdeutschen Bildern eines
der wunderlichsten aber begabtesten oberdeutschen Maler, Grüne-
wald. Schon am Morgen meiner Abreise (es war ein Freitag!)
machte sich ein bedeutendes Sinken der Temperatur bemerklich.
Am nächsten Tag war es so kalt, daß ich in der kleinen Kirche,
die zum Museum hergerichtet ist, kaum die Finger rühren konnte.
Dabei blies ein heftiger Nordost. Der Anschluß der elsassischen
Bahn an die französische ist so schlecht, daß ich Abends in der
Grenzstation und Festung Beifort übernachten mußte. Als ich mor-

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