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Weißenau
Abb. 49. Weißenau im Jahre 1625. Ausschnitt aus dem Bild der Markung Ravens-
burg von David Mieser
dem Bild Miesers (1625) eine nördliche Seitenkapelle anlehnt, während sich auf dem
Rauchschen Bilde (1622) die Seitenkapelle an der Nordseite des Chors befindet. Die
Kapelle auf dem Bilde von 1625 gehört demnach bereits dem Neubau an, der 1623 be-
gonnen wurde, dem auch die Morizkapelle (an der Nordseite des Chors) zum Opfer fiel,
die dafür neben dem Turm erbaut und Hl. Blutkapelle genannt wurde. Es wurde außer-
dem u. a. das Fachwerkgeschoß des Turmes (Abb. 47) abgebrochen und durch einen
achteckigen Aufsatz ersetzt. Baumeister war Johann Guggenmoos aus Weilheim in
Bayern, der diesen Bau „nachdem er 26 andere teils ganz, teils teilweise erbaut hatte"
um 1150 Gulden übernahm.
Erst 1628 wurde auch der alte Chor niedergelegt. Nach den Bildern war er rechteckig
geschlossen, also vielleicht noch romanisch, so daß sich die Erneuerung desselben unter Abt
Johann Mayer wohl auf sein Inneres (Einwölbung) bezog. Der Chor wurde 1628 bis
1631 von Martin Barbierer, Werk- und Maurermeister von Rüffle im Sachsertäl auf
Grund „vorgezeigten Visiers" gebaut. Barbierer erhält dafür 2200 Gulden, 30 Malter
Kernen, 30 Malter Roggen, 8 Viertel Breimehl, 14/z Zentner Schmalz, 2 Salzscheibeu,
6 Strich gestampfter Gerste und nach Vollendung des Baus eine standesgemäße Kleidung.
Die Abtei liefert dem Gesinde des Meisters Behausung, Holz und Liegerstatt, er selbst
hat den Amts- oder Konventstisch, sein Bruder Albrecht den Hofdienertisch. Erst 1668
trägt das Kloster die Schulden des Chorbaus an die Söhne Barbierers, die sich auch
Barbiero unterzeichnen, ab. Es ist derselbe, der heute noch steht. Die schweren Zeiten
des Dreißigjährigen Kriegs unterbrechen jede weitere Bautätigkeit, die erst 1656 von
Abt Eberlin wieder ausgenommen wird. Er renoviert die Kriegsschäden am Äußern und
Innern von Kloster und Kirche, die durch wiederholte Plünderungen schwer gelitten hatten.
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Weißenau
Abb. 49. Weißenau im Jahre 1625. Ausschnitt aus dem Bild der Markung Ravens-
burg von David Mieser
dem Bild Miesers (1625) eine nördliche Seitenkapelle anlehnt, während sich auf dem
Rauchschen Bilde (1622) die Seitenkapelle an der Nordseite des Chors befindet. Die
Kapelle auf dem Bilde von 1625 gehört demnach bereits dem Neubau an, der 1623 be-
gonnen wurde, dem auch die Morizkapelle (an der Nordseite des Chors) zum Opfer fiel,
die dafür neben dem Turm erbaut und Hl. Blutkapelle genannt wurde. Es wurde außer-
dem u. a. das Fachwerkgeschoß des Turmes (Abb. 47) abgebrochen und durch einen
achteckigen Aufsatz ersetzt. Baumeister war Johann Guggenmoos aus Weilheim in
Bayern, der diesen Bau „nachdem er 26 andere teils ganz, teils teilweise erbaut hatte"
um 1150 Gulden übernahm.
Erst 1628 wurde auch der alte Chor niedergelegt. Nach den Bildern war er rechteckig
geschlossen, also vielleicht noch romanisch, so daß sich die Erneuerung desselben unter Abt
Johann Mayer wohl auf sein Inneres (Einwölbung) bezog. Der Chor wurde 1628 bis
1631 von Martin Barbierer, Werk- und Maurermeister von Rüffle im Sachsertäl auf
Grund „vorgezeigten Visiers" gebaut. Barbierer erhält dafür 2200 Gulden, 30 Malter
Kernen, 30 Malter Roggen, 8 Viertel Breimehl, 14/z Zentner Schmalz, 2 Salzscheibeu,
6 Strich gestampfter Gerste und nach Vollendung des Baus eine standesgemäße Kleidung.
Die Abtei liefert dem Gesinde des Meisters Behausung, Holz und Liegerstatt, er selbst
hat den Amts- oder Konventstisch, sein Bruder Albrecht den Hofdienertisch. Erst 1668
trägt das Kloster die Schulden des Chorbaus an die Söhne Barbierers, die sich auch
Barbiero unterzeichnen, ab. Es ist derselbe, der heute noch steht. Die schweren Zeiten
des Dreißigjährigen Kriegs unterbrechen jede weitere Bautätigkeit, die erst 1656 von
Abt Eberlin wieder ausgenommen wird. Er renoviert die Kriegsschäden am Äußern und
Innern von Kloster und Kirche, die durch wiederholte Plünderungen schwer gelitten hatten.
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