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Schmidt, Richard [Bearb.]; Buchheit, Hans [Bearb.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg ((Rave)Donaukreis ; Halbbd. 4): Oberamt Ravensburg — Stuttgart, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.41581#0129
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Weißenau

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Abb. 77. Weißenau, ehemaliger Festsaal des Klosters. Paulus vor dem Areopag.
Von F. G. Hermann 1729 (Ausschnitt)

dem Abbruch der alten Klosterbauten begonnen", nicht eindeutig darauf hinweist, daß der
Plan von Beer selbst angesertigt wurde. Der Weißenauer Bauplan ist ein Markstein im
Schaffen Beers, wie in der Entwicklung des Vorarlberger Baugedankens überhaupt.
Zum erstenmal macht sich Beer von der Raumgestaltung des sogenannten Vorarlberger
Schemas frei und legt auch auf die Fassaden- und Turmgestaltung größeren Nachdruck,
als wir dies von den Vorarlberger Meistern gewohnt sind.
Zusammenhänge mit der Salzburger Kollegienkirche sind für die Türme wahrschein-
lich. Für die Gesamtanlage mögen Einflüsse des Einsiedler Baumeisters Caspar Mos-
brugger vorhanden gewesen sein. Beer und Mosbrugger waren Landsleute und nahezu
gleichaltrig, ihre Tätigkeit als Baumeister und Zunftgenossen brachte sie sicher einander
nahe; in Beers Werken finden sich Berührungspunkte mit Mosbrugger: Münsterlingen
und St. Urban stehen sehr wahrscheinlich unter Caspar Mosbruggers Einfluß (s. Birchler,
S. 73, 74, 77,150). Weißenau hat in der Gesamtanlage Ähnlichkeit mit Einsiedeln, dessen
Mosbruggersche Entwürfe ihm nicht unbekannt waren. Von größter Bedeutung für die
Gestaltung der Weißenauer Klosterkirche ist der bei Birchler (Abb. 115) wiedergegebene
Grundriß einer Kirche mit ovalem Chorraum, der die von Beer für Weißenau projek-
tierte Chorlösung vorwegnimmt. Es sieht so aus, als ob Beer und Mosbrugger nicht nur
in Weißenau, sondern auch in Weingarten und sonst enger zusammengeacbeitet hätten,
als aktenmäßig belegt werden kann.
Weißenau, das sich weder an Größe noch künstlerischem Reichtum mit seinem Nachbar-
kloster Weingarten, das ihm zeitlich am nächsten steht, vergleichen kann, ist das Zwischen-
* L. Birchler, Einsiedeln, Augsburg 1924.

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