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Schmidt, Richard [Oth.]; Buchheit, Hans [Oth.]; Paulus, Eduard [Oth.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg ((Rave)Donaukreis ; Halbbd. 4): Oberamt Ravensburg — Stuttgart, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.41581#0183
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Weingarten

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Quadraten zusammengesetzten lateinischen Kreuzes, dessen Fuß aus 3 Quadraten, dessen
Stamm aus 5 Quadraten besteht und dem als Querbalken 2 weitere Quadrate angefügt
sind. Der Fuß des Kreuzes stellt das Westwerk und die beiden Türme dar, der Quer-
balken das Querschiff.
Rechnet man für den Fuß ungefähr 30 om, so hatte das Quadrat eine Länge von zirka
13 m, was mit dem noch erhaltenen Bestand der Südmauer des Südturmes (12—13 rn)
und der südlichen Seitenschiffmauer ungefähr übereinstimmt. Die Gesamtlänge der alten
Kirche würde demnach ungefähr 80 m betragen, ihre Breite 26 m, wozu noch die Mauer-
stärken kommen.
Die Baugeschichte der alten Kirche ist wie die des Klosters durch die oben erwähnten
Brandfälle bezeichnet. Nach den schriftlichen Quellen wurde zwar von Herzog Heinrich
(Anfang des 12. Jahrhunderts) das erste Kloster abgebrochen und ein neues begonnen,


Abb. 111. Kloster Weingarten von Norden im Jahre 1642, nach Buzelin

anscheinend blieb aber die Klosterkirche, die nach 1053 begonnen wurde und deren Bau
sich bis ins 12. Jahrhundert hinzog, erhalten. Im Jahr 1182 wird von der Weihe des
Klosters berichtet und erst unter Abt Meingoz der Kirchturm erbaut. Die Zerstörung des
Jahres 1215 kann sich nicht auch auf das Mauerwerk der Kirche bezogen haben, da schon
zwei Jahre darauf die Weihe der angeblich vergrößerten Kirche stattfindet und ausdrück-
lich auch die Weihe des Hochaltars und des Michaelsaltars bezeugt wird, die Kirche also
auch im Innern fertig war. Der große Brand von 1247 scheint das gesamte Kloster in
Mitleidenschaft gezogen zu haben; die dritte Kirchweihe fand 1253 statt. Da die ver-
hältnismäßig große Kirche schwerlich innerhalb sechs Jahren neu erbaut werden konnte,
wird auch dieser Brand das Mauerwerk nicht vollständig zerstört haben. Wir dürfen also
annehmen, daß die alte Kirche im Kern die 1053 begonnene, in der Mitte des 12. Jahr-
hunderts sertiggestellte Kirche war. Beim Wiederaufbau nach dem dritten Brand im
Jahr 1477 wurde der Chor gewölbt, wahrscheinlich auch die gotische Chorschranke, die
wir bei Buzelin sehen, errichtet.
Der Glockenturm (oooüloa), der südliche der beiden Türme, wurde 1375 durch Blitz-
strahl zerstört und ist anscheinend nicht wieder ganz aufgebaut worden, da sein oberer Teil

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