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Schmidt, Richard [Bearb.]; Buchheit, Hans [Bearb.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg ((Rave)Donaukreis ; Halbbd. 4): Oberamt Ravensburg — Stuttgart, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.41581#0189
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Weingarten

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(um 1520), um die Mitte des 16. Jahrhunderts ist der westliche und nördliche Gang zu
setzen, zuletzt, um 1600, wurde der Ostteil gewölbt. Der stilistische Unterschied läßt sich am
besten an der Konsolen, auf welchen die Gewölberippen aufsitzen, seststellen; es sind in
der Mehrzahl menschliche und tierische Fratzenköpfe, vereinzelt auch Ranken- und Laub-
werkkonsolen, an den Eckpfeilern Doppelköpfe und kleine menschliche Figuren, die sich in
Blattvoluten festhalten. Am strengsten stilisiert sind die Konsolen des Südgangs, be-
wegter die des West- und Nordgangs, ganz in den Formen des ausgehenden 16. Jahr-
hunderts die Konsolen des Ostgauges; im südlichen Teil des Kreuzganges, am zweiten
Pfeiler von Westen her,
Wappenschild mit Hahn
(Wappen des Abtes Gerwik
Blarer). Bon besonderer
Eigenart sind die Maßwerk-
fenster des Kreuzganges, die
teilweise Fischblasenformen
in mannigfachster Weise
variieren, teilweise aber mit
Erfolg sich von der Gotik
abkehren und neue Formen
von bemerkenswerter Erfin-
dung zeigen (Abb. 114). Nach
den zahlreichen, sich aber ver-
hältnismäßig wenig wieder-
holenden Steinmetzzeichen
sind die Außenmauern des
Kreuzgangs gleichzeitig, d. h.
in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts entstanden.
Die Maßwerke dürften eben-
falls bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts fertig gewesen
sein. Hübsche Pforte in das
sogenannte Brüderhöfle, den
zwischen der südlichen Seiteu-
schifsmauer der alten Kirche
und der Südmauer der
jetzigen Kirche gelegenen
freien Platz, die einst vom Kreuzgang in die alte Kirche führte, mit der Jahreszahl
1544 und Steinmetzzeichen (s. Abb. 115), Renaissanceportal mit Pilastern und Gebälk
(zweite Hälfte 16. Jahrhundert) an der Südwestecke, vermauertes Rundbogenportal
(erste Hälfte 16. Jahrhundert) an der Südostecke, Spitzbogenportal (erste Hälfte 16. Jahr-
hundert) bei der Nordostecke des Kreuzgangs. Der Boden ist mit roten Backsteinfliesen
belegt, von denen noch einzelne eingedrückte Ornamente zeigen (Blatt- und Lilienmuster).
Die Rippen des Netzgewölbes im Nordflügel des Kreuzgangs sind entfernt. Im West-



Abb. 115. Weingarten, Zugang zum Kreuzgang (1544)

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