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Weingarten
Die Baumeister des Neuen Klosters bzw. der Klosterkirche
Im Jahre 1679 wurde von den: Grafen von Montfort dem Abt von Weingarten der
bayerische Baumeister Enrico Zuccalli und 1685 der Meister Heinrich Bader für die be-
absichtigten Klosterbauten empfohlen. Beide können bei der Frage nach dem Baumeister
des Weingartener Klosters unberücksichtigt bleiben.
Neuerdings wird von W. Herrmann (Münchner Jahrbuch N. F. III 1926, zur Bau-
und Kunstgeschichte von Kloster Weingarten) der Entwurf für die Gesamtanlage des
Klosters für den Konversbruder Caspar Mosbrugger aus Einsiedeln, von I. H. Drißen
(Die Barockarchitektur der Abtei Weingarten, 1928) der Entwurf für die Kirche für den
Baumeister Jakob Herkommer in Anspruch genommen. Drißen glaubt ebenfalls, daß der
Weingartener Gesamtplan wenigstens in allgemeinen Umrissen aus Mosbrugger zurück-
geht, dem er im wesentlichen die Symmetrieanlage des Klosters, die Basilika mit zwei
Türmen an der Westfassade und mit Tambourkuppel über der Vierung zuschreibt. Schlegel
dagegen (Die Benediktinerkirche zu Weingarten, 1924) hält daran fest, daß F. Beer der
Architekt der Kirche sei.
Dazu ist aus den Akten folgendes feststellbar: Abt Willibald Kobolt bittet 1684 den
Abt von Einsiedeln, ihm Caspar Mosbrugger wegen des von ihm beabsichtigten „Kirchen-
und anderen Pauws" zur Beratung zu senden; er sei entschlossen, die bisherige Kirche
„in vielem zu reformieren und zu reparieren" und bittet schließlich, ihm Mosbrugger
über die Dauer der Bauarbeiten zu überlassen. Aus dem Schreiben geht ferner hervor,
daß der Abt schon früher mit Mosbrugger seine Pläne besprochen hatte.
Es handelte sich also in erster Linie um die Wiederherstellung der Kirche, doch waren
auch noch andere Bauarbeiten vorgesehen.
1688 spricht der Abt davon, daß er „das Gottshaus, das an vielen Orten ruinös repa-
rieren und in bessere Regularität bringen wolle".
Nach dem damaligen Sprachgebrauch verstand man unter „Gottshaus" das Kloster in
seiner Gesamtheit; demnach war beabsichtigt, die ganze Klosteranlage zu regulieren, doch
wahrscheinlich — wenigstens vorerst — unter Belastung eines Teiles der alten Gebäude.
In diese Zeit fallen die ersten Gebietstausche und -erweiterungen entlang der Land-
straße auf der Ost- und Südostseite des Klosters und beim „Kuchelgarten ani Bühel gegen
die untere Gasse", der auf der West- oder Nordwestseite der alten Prälaturgebäude ge-
legen sein mußte.
Diese Erweiterungen ermöglichten folgende Bauten: 1685—1688 Granarium, 1689 die
Werkstätten im Bauhof, 1709—1713 der Rest des Bauhofs, also lauter Bauten, die mit
dem eigentlichen Kloster nichts zu tun hatten. Die kerzengeraden Fluchten der Bauhof-
gebüude stammen aus dieser Zeit, gegenüber der mittelalterlichen Anlage sind sie in eine
bessere „Regularität" gebracht. Aber gerade diese Regularität unterscheidet sich wesentlich
von dem endgültigen Plan, wie wir ihn in dem Jdealplan von 1723 verkörpert sehen.
Vor allem die Stellung des Granariums, das unmittelbar nach dem Besuch Mosbruggers
den wir wohl annehmen dürfen, errichtet wurde, läßt sich im Grundriß eines Planes, der
die ganze Klosteranlage in symmetrischem Sinne aufbaut, nicht unterbringen.
Als weitere Baumeister, die für die Planfertigung von Kloster und Kirche in Frage
kommen, nennt der „Beschrieb der Kirche zu Weingarten" (s. Notizen zur Baugeschichte)
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Weingarten
Die Baumeister des Neuen Klosters bzw. der Klosterkirche
Im Jahre 1679 wurde von den: Grafen von Montfort dem Abt von Weingarten der
bayerische Baumeister Enrico Zuccalli und 1685 der Meister Heinrich Bader für die be-
absichtigten Klosterbauten empfohlen. Beide können bei der Frage nach dem Baumeister
des Weingartener Klosters unberücksichtigt bleiben.
Neuerdings wird von W. Herrmann (Münchner Jahrbuch N. F. III 1926, zur Bau-
und Kunstgeschichte von Kloster Weingarten) der Entwurf für die Gesamtanlage des
Klosters für den Konversbruder Caspar Mosbrugger aus Einsiedeln, von I. H. Drißen
(Die Barockarchitektur der Abtei Weingarten, 1928) der Entwurf für die Kirche für den
Baumeister Jakob Herkommer in Anspruch genommen. Drißen glaubt ebenfalls, daß der
Weingartener Gesamtplan wenigstens in allgemeinen Umrissen aus Mosbrugger zurück-
geht, dem er im wesentlichen die Symmetrieanlage des Klosters, die Basilika mit zwei
Türmen an der Westfassade und mit Tambourkuppel über der Vierung zuschreibt. Schlegel
dagegen (Die Benediktinerkirche zu Weingarten, 1924) hält daran fest, daß F. Beer der
Architekt der Kirche sei.
Dazu ist aus den Akten folgendes feststellbar: Abt Willibald Kobolt bittet 1684 den
Abt von Einsiedeln, ihm Caspar Mosbrugger wegen des von ihm beabsichtigten „Kirchen-
und anderen Pauws" zur Beratung zu senden; er sei entschlossen, die bisherige Kirche
„in vielem zu reformieren und zu reparieren" und bittet schließlich, ihm Mosbrugger
über die Dauer der Bauarbeiten zu überlassen. Aus dem Schreiben geht ferner hervor,
daß der Abt schon früher mit Mosbrugger seine Pläne besprochen hatte.
Es handelte sich also in erster Linie um die Wiederherstellung der Kirche, doch waren
auch noch andere Bauarbeiten vorgesehen.
1688 spricht der Abt davon, daß er „das Gottshaus, das an vielen Orten ruinös repa-
rieren und in bessere Regularität bringen wolle".
Nach dem damaligen Sprachgebrauch verstand man unter „Gottshaus" das Kloster in
seiner Gesamtheit; demnach war beabsichtigt, die ganze Klosteranlage zu regulieren, doch
wahrscheinlich — wenigstens vorerst — unter Belastung eines Teiles der alten Gebäude.
In diese Zeit fallen die ersten Gebietstausche und -erweiterungen entlang der Land-
straße auf der Ost- und Südostseite des Klosters und beim „Kuchelgarten ani Bühel gegen
die untere Gasse", der auf der West- oder Nordwestseite der alten Prälaturgebäude ge-
legen sein mußte.
Diese Erweiterungen ermöglichten folgende Bauten: 1685—1688 Granarium, 1689 die
Werkstätten im Bauhof, 1709—1713 der Rest des Bauhofs, also lauter Bauten, die mit
dem eigentlichen Kloster nichts zu tun hatten. Die kerzengeraden Fluchten der Bauhof-
gebüude stammen aus dieser Zeit, gegenüber der mittelalterlichen Anlage sind sie in eine
bessere „Regularität" gebracht. Aber gerade diese Regularität unterscheidet sich wesentlich
von dem endgültigen Plan, wie wir ihn in dem Jdealplan von 1723 verkörpert sehen.
Vor allem die Stellung des Granariums, das unmittelbar nach dem Besuch Mosbruggers
den wir wohl annehmen dürfen, errichtet wurde, läßt sich im Grundriß eines Planes, der
die ganze Klosteranlage in symmetrischem Sinne aufbaut, nicht unterbringen.
Als weitere Baumeister, die für die Planfertigung von Kloster und Kirche in Frage
kommen, nennt der „Beschrieb der Kirche zu Weingarten" (s. Notizen zur Baugeschichte)
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