Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gradmann, Eugen [Hrsg.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0107
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Oberami Cllwangen.

-^er Bezirk ist in der Hauptsache das vormalige Fürstentum Ellwangen.
Dazu kamen Teile von dem Fürstentum Ottingen, Deutschordensgebiete u. a.

Die nordwestliche Hälfte ist Keuperhügelland, die sog. Ellwanger Berge, die
südöstliche Hälfte zumeist Liasflächen. Auch die Terrasfe des weißen Jura, das
Härdtfeld, wird im Süden noch gestreist. Ein südöstlicher Zipsel greift ins Ries-
becken hinein. An seinem Rand hin läuft die große Wasserfcheide.

Das Keuperbergland mit seinem Sandboden und seinen Fichtenwäldern ist noch
heute dünn bevölkert; wenige Dörser, viel mehr Weiler und Höfe — Rodungen des
Klosters Ellwangen — und Sägemühlen. Das ist der „Virengrund", der Rest des
großen Walds Virgunna, der in der Karolingerzeit vom Kocher bis zur sränkischen
Rezat reichte. Keine Spur von vorgeschichtlicher Bevölkerung, wenn man nicht die
alten Naturwege dafür gelten läßt, die abseits von heutigen Wohnungen stundenweit
auf Höhenrücken hinlaufen. Dieses unproduktive Nadelwaldland, eine 8i1vu Hsrezmiu,
haben auch die Römer mit ihrer rütifchen Grenzmark umgangen, was nicht aus-
schließt, daß etwa vor dem Limes der Wald niedergelegt war in einem Streifen
Ödlands, und daß andererseits der ganze sog. Limeswinkel weit über den Wald
hinaus im Bereich der römischen Macht lag. Der östliche Teil der Ellwanger Berge,
weniger zerklüftet als der westliche, geht über in den großen „Sand". An der Nord-
westecke des Waldgebirges blickt die Tannenburg ins reiche hällische Land hinaus.
Mittelpunkt der Wälder links der Jagst ist der Hohenberg mit seinem Heiligtum;
rechts ähnlich Ellenberg. Dort beginnt der Kulturkreis der alten Reichsstadt Hall;
hier der von Dinkelsbühl. Am besten ist das Land doch nach dem Ries hin auf-
geschlossen.

Die Hochflächen des Albvorlands samt den Ausläufern bei Neuler, Ellwangen
und Ellenberg sind mit ihrem Lehmboden uraltes Ackerbauland. Da liegen die
keltischen oder altgermanischen Grabhügel und die gallischen Regenbogenschüsselchen;
die römischen Niederlassungen und die alemannischen Urdörfer mit ihren Sippennamen,
sowie die Heim-Orte der fränkischen Zeit, mit ihren Reihengräbern und Totenbüumen.
Was der Landschaft Charakter und Stimmnng giebt, sind neben den Ausblicken auf
die Juraberge die Heiden mit den alten Eichenbäumen und den Spuren ehemaligen
Anbaus. Seichte Gewasser rinnen in gauz flachen Mülden.

Aus dem braunen Jura wird zu Westerhofen u. a. O. der gelbe, eisenhaltige
Sandstein gebrochen, welcher in der Aalener, Ellwanger und Bopfinger Gegend viel
als Van- und Werkstein gebraucht wird, obwohl er leicht verwittert.
 
Annotationen