Ellwangen. Stist.
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oder erneuert worden. Der südliche hat im zweiten Stock Schallöffnungen in der
gefalligen Form von Doppelarkaden mit Zwischensänle. Die Säulchen haben den
Würfelknauf unter weitausladendem Kämpfer und stehen ohne Sockel auf der schrägen
Fensterbank.
Vom Westwerk und Nordturm abgesehen erweist sich der ganze Bau in allen
Einzelheiten als ein Werk aus einem Guß, wie man es aus diesen Zeiten selten findet.
Kunstgeschichtlich reiht sich die vormalige
Abteikirche dem Grundriß nach den Bauten der
Hirsauer Schule an, ohne daß darum notwendig
auf einen direkten Zusammenhang mit der Reform-
tongregation zu schließen wäre; deren Kirchen-
bautypus ward allgemein beliebt. Auch die An-
lage eines Oratoriums über der Vorhalle ent-
spricht den Gewohnheiten der Hirsauer.
Der Aufbau als Gewölbebasilika hat in
Schwaben seinesgleichen nicht. Das Vorbild ist
offenbar der Dom zu Worms. Nur ist unser
Bau „künstlerisch roher, konstruktiv reifer" (Dehio);
hat er doch schon Dienste für die Kreuzrippen,
ganz abgesehen von den merkwürdigen Strebe-
mauern.
Unser Bau kann nicht derjenige sein, dessen
Altäre im Oktober 1124 geweiht worden sind.
Es muß nach einem Brand ein Gewölbebau auf
den alten Fundamenten errichtet worden sein, dessen
Vollendung durch die Weihe bezeichnet wird, die
im Jahre 1233 dem Kloster zu teil wurde. Das
uovuin uionÄLteiiaui, dessen Beginn in den Ell-
wanger Annalen ins Jahr 1146 gesetzt und als
dessen Gründer im Nekrologium Abt Adalbert be-
zeichnet wird, muß unser Münster, die qewölbte Ellwangen. SUftskirche. Doppafenster des
Bafflika ;ein. ^luz tie beziehen ffch veigchiedene Aus Fr. I. Schwarz, Die ehemalige Benedtktiner-
Altarweihen, die im Nekrologium sür die Monate
April, Mai und August verzeichnet sind. Jn
einer Urkunde von 1229 erscheint unter den als Zeugen angeführten Mönchen von
Ellwangen ein iVunallaräus luuomtor oxaris. (W. U. II, Seite 258; Hager
Seite 41.)
Spätere Veränderungen und Anbauten: Um 1475 wurde das vordere
Portal der Vorhakle verengert, in einem Stil, der dem des Kreuzgangs und der
St. Wolfangskirche entspricht. Das Kirchenmodell auf dem Bronze-Epitaph der beiden
ersten Pröpste beweist, daß schon um 1464 die Erweiterung und Schließung der Vor-
halle bewerkstelligt oder doch geplant war, wahrscheinlich infolge der Zerstörung des
Klosters 1443. Aufgeführt ist aber der jetzt besteheude Erweiterungsbau augen-
scheinlich erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts, und eingewölbt erst unter Joh.
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oder erneuert worden. Der südliche hat im zweiten Stock Schallöffnungen in der
gefalligen Form von Doppelarkaden mit Zwischensänle. Die Säulchen haben den
Würfelknauf unter weitausladendem Kämpfer und stehen ohne Sockel auf der schrägen
Fensterbank.
Vom Westwerk und Nordturm abgesehen erweist sich der ganze Bau in allen
Einzelheiten als ein Werk aus einem Guß, wie man es aus diesen Zeiten selten findet.
Kunstgeschichtlich reiht sich die vormalige
Abteikirche dem Grundriß nach den Bauten der
Hirsauer Schule an, ohne daß darum notwendig
auf einen direkten Zusammenhang mit der Reform-
tongregation zu schließen wäre; deren Kirchen-
bautypus ward allgemein beliebt. Auch die An-
lage eines Oratoriums über der Vorhalle ent-
spricht den Gewohnheiten der Hirsauer.
Der Aufbau als Gewölbebasilika hat in
Schwaben seinesgleichen nicht. Das Vorbild ist
offenbar der Dom zu Worms. Nur ist unser
Bau „künstlerisch roher, konstruktiv reifer" (Dehio);
hat er doch schon Dienste für die Kreuzrippen,
ganz abgesehen von den merkwürdigen Strebe-
mauern.
Unser Bau kann nicht derjenige sein, dessen
Altäre im Oktober 1124 geweiht worden sind.
Es muß nach einem Brand ein Gewölbebau auf
den alten Fundamenten errichtet worden sein, dessen
Vollendung durch die Weihe bezeichnet wird, die
im Jahre 1233 dem Kloster zu teil wurde. Das
uovuin uionÄLteiiaui, dessen Beginn in den Ell-
wanger Annalen ins Jahr 1146 gesetzt und als
dessen Gründer im Nekrologium Abt Adalbert be-
zeichnet wird, muß unser Münster, die qewölbte Ellwangen. SUftskirche. Doppafenster des
Bafflika ;ein. ^luz tie beziehen ffch veigchiedene Aus Fr. I. Schwarz, Die ehemalige Benedtktiner-
Altarweihen, die im Nekrologium sür die Monate
April, Mai und August verzeichnet sind. Jn
einer Urkunde von 1229 erscheint unter den als Zeugen angeführten Mönchen von
Ellwangen ein iVunallaräus luuomtor oxaris. (W. U. II, Seite 258; Hager
Seite 41.)
Spätere Veränderungen und Anbauten: Um 1475 wurde das vordere
Portal der Vorhakle verengert, in einem Stil, der dem des Kreuzgangs und der
St. Wolfangskirche entspricht. Das Kirchenmodell auf dem Bronze-Epitaph der beiden
ersten Pröpste beweist, daß schon um 1464 die Erweiterung und Schließung der Vor-
halle bewerkstelligt oder doch geplant war, wahrscheinlich infolge der Zerstörung des
Klosters 1443. Aufgeführt ist aber der jetzt besteheude Erweiterungsbau augen-
scheinlich erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts, und eingewölbt erst unter Joh.