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Kallenbach, Georg Gottfried
Atlas zur Geschichte der deutsch-mittelalterlichen Baukunst ((Geschichts-Abriss)): [Geschichts-Abriss] — [1847]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8290#0013
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des griechischen Kreuzes, werden nebst der Vierung im Kreuz
der Basiliken seit der Mitte dieser Zeit mit achtseitigen Kuppeln
überdeckt, und gleichzeitig gehen viele Glockentürme, welche
vorher sämnitlich rund oder vierseitig waren, in angemessener Höhe
ins Achteck über. Auch auf Consolen ruhende Erkerchöre treten
in dieser Zeit auf, wie an der Capelle zu Heilsbronn.

Dreizehntes Jahrhundert.

Für die Geschichte unserer Baukunst tritt uns dieser Ab-
schnitt als der bedeutsamste entgegen.

Hätte der glänzende romanische Styl mit Recht versprechen
können, für alle Zeiten und die verschieden gestaltetsten Bedürf-
nisse zu befriedigen, so genügte er dennoch, als dem heidnisch-
römischen entsprossen, und noch zu viel analoge Formen mit ihm
theilend, den hoch gesteigerten Ansprüchen des jetzt an der Pforte
seiner Glanzperiode angekommenen Mittelalters nicht. Die Ki'euz-
züge hatten einen morgenländischen Ideen -Reichthum ins Abend-
land getragen, welcher mit der Schärfe des christlichen Auges ge-
mustert, weit davon entfernt die christliche Anschauung zu be-
rücken, dieser vielmehr Antrieb werden musste, die glorreichsten
Geistesblütlien zu treiben, Blüthen, welche der Neuzeit wieder er-
schlossen, durch ihren lieblichen Duft das heutige Geschlecht aufs
Neue zu beleben versprechen. In bewältigenden Massen unver-
wüstlichen Gesteins, haben unsere grossen Vorfordern uns hievon
Zeugniss hinterlassen, und wir nennen diese riesigen Steinhierogly-
phen die gothische Baukunst.

Die romanische Baukunst wurde von diesem Zeitabschnitt
vorgefunden, die gothische in höchster Vollendung und Durch-
bildung dem nachfolgenden übergeben. Weil über der Kenntnis«
fast aller seiner Theile ein bisher wenig gelüftetes Dunkel lag,
hat dessen Lichtung unsere Aufmerksamkeit vor allen übrigen Pe-
rioden in Anspruch nehmen müssen.
 
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