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Kallenbach, Georg Gottfried
Atlas zur Geschichte der deutsch-mittelalterlichen Baukunst ((Geschichts-Abriss)): [Geschichts-Abriss] — [1847]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8290#0023
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hinüber genommen wurden, um sie in eigenthümlicher Art weiterer
Ausbildung zu unterziehen.

Der frühgothische Styl.

Um diese Zeit fanden die Bettel-Mönchs - Orden der Fran-
ziskaner und Dominikaner Verbreitung, deren Ordensregel Schlicht-
heit ihrer ganzen Erscheinung gebot. Auch ihre Kirchen mussten
diesem Gesetz sich fügen, man wählte also für deren Darstellung
allein die durchaus nothwendigen, alles Schmuckes entbehrenden,
also die construktiven Formen, in welche man dagegen um so mehr
Gewicht legte und für die Kirchen eine bisher nicht gekannte im-
posante Höhe suchte, um gewissermassen die ihnen versagten Glo-
ckentürme zu ersetzen. Es blieben demnach aus der alten Kunst
Pfeiler, Kreuzgewölbe und die passendste und grossartigste Fen-
sterform in Anwendung, und was ausserhalb deren Notwendigkeit
lag, wurde vor der Hand weggewiesen. Siehe die Regensburger
Dominikanerkirche. Der gewonnene grossartige Eindruck empfahl
sich zur Nachahmung, nur mochte man sich bei Kirchenbauten an-
derer Art der strengen Schmucklosigkeit jener Ordenskirchen nicht
fügen, den gewonnenen Eindruck aber eben so wenig aufgeben,
und hieraus erwuchs die Aufgabe zur Gewinnung eines neuen
passlichen Ornamentes. Bis gegen Ende dieses Jahrhunderts wurde
nicht nur die ganze Fülle dieses Ornamentes erfunden, sondern
auch bis zur organischen Gesetzmässigkeit aufs vollkommenste
durchgebildet. Eintheileu lässt es sich in solches, welches aus der
Natur des neuen Styls, ohne dass früher dafür Begriffe vorlagen,
sich heraus entwickelte, und in solche Ideen, welche im vorigen
Abschnitte Anknüpfungspunkte fanden.

Bei der Darstellung dieser letztern Formen wird es öfters
notwendig seyn, auf ihr früheres Vorkommen, so wie auf ihre
erst mit dem Anfange des nächsten Jahrhunderts erreichte voll-
kommenste Durchbildung hinzudeuten.

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