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Kallenbach, Georg Gottfried
Atlas zur Geschichte der deutsch-mittelalterlichen Baukunst ((Geschichts-Abriss)): [Geschichts-Abriss] — [1847]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8290#0029
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Eine Verbindung mit Capellen macht bereits der Chor des Magde-
burger Domes anschaulich. Am Chor der Sebalduskirche 1361 bis
1377 ist der mittlere Raum nach dem Achtseit behandelt, vor des-
sen Ecken sind Dreiecke geschoben und so liessen für den Rauni-
schluss die Formen des Sechszelmeckes sich gewinnen. Wieder
eigens interessant sind die theils einfachen, theils complicirteren
Chorschlüsse der Kirchen auf Tafel 1380. Der Schluss der Stet-
tiner St Johanniskirche wird durch sieben vorgelegte Seiten des
Zehneckes bezweckt, wodurch er mehr Weite als der eigentliche
Chor, sowie eine eigentümlich frappante Architektur - Bewegung
um den Altar herum gewinnt. Aehnliche Ausladung haben die Sei-
tenchorschlüsse der Auclamer Kirche 3. Bei dem Prenzlauer Mün-
ster ist wiederum der innere polygonische Chorschluss in sinniger
Weise mit dem äussern geradlinigten verbunden, um dem letztern
einen Dach- und Schmuckgiebel aufsetzen zu können. Das Kreuz-
schitF ist an deutschen Kirchen meist einfach, in dreifacher Anord-
nung nur am Dome zu Cöln und an der Marienkirche zu Danzig
bekannt. Das LangschifF dagegen zerfällt vorherrschend in drei,
zuweilen auch in fünf Schiffe, und der Höhe nach entweder in
gleiche Höhen - Anordnung oder die Weise, dass das Mittelschiff,
neben gleicher Höhe des Kreuzschiffes und hohen Chores, die Ne-
benschiffe mehr oder minder überragt. Thürme kommen anMetropo-
litanen und Cathedralen stets, und an den Backstein-Kirchen des
deutschen Norden meist zu zweien in Anlage, Avährend sonst Pfarr-
kirchen sich mit einem einzelnen Thurme begnügen. Das Innere
aller dieser Haupttheile ist zu einem organischen Ganzen verbunden,
nur dass der hohe Chor und das hohe Schiff durch Tragepfeiler
von den uiedern Theilen geschieden werden, und diese Pfeiler au
den Punkten, avo der Chor und das hohe Schiff mit dem Kreuz-
schiff sich begegnen, der aufliegenden grössern Gewölbelast halber
auch stärker werden musste», und eben hierdurch diese Begegnung
ausdrücken. Wieder noch bedeutsamer ist die Masse der Pfeiler
welche einerseits die Thurmlast tragen, andererseits die Vorhallen
 
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