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1638, 1643/45, 1657/60, 1700, 1713 und 1813/15. Am geschnitzten Torbalken eines Hauses
in Neuendeich ist von einem Mordbrand von 1645 die Rede.
BAUKUNST
Von den dreizehn Kirchen des Kreises wurden zehn im Mittelalter gegründet und zuerst
erbaut, spätere Gründungen sind nur Niendorf, Hörnerkirchen und Pinneberg. Dennoch
ist von mittelalterlichen Bauten nur wenig auf uns gekommen.
Von den für die ersten Steinbauten (12. Jhdt.) typischen Rundtürmen aus Feldstein sind
1, 25 Reste in Barmstedt und Rellingen erhalten; beide Türme wurden später in Backstein
erneuert und vergrößert.
Die meisten Gründungsbauten — vom älteren Holzbau ist nichts erhalten — wurden
aus Backstein im 13. oder zu Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet, doch sind Reste dieser
13 Bauten nun selten geworden. Nur Haseldorf vermittelt im Äußeren eine Vorstellung
eines spätromanischen Baus. Unverändert ist hier ein Teil des Bogenfrieses und das Süd-
portal mit abgetrepptem Gewände erhalten. Eine spätgotische Kapellenanlage, freilich
neu ummauert, steht in Seester. Renaissanceformen zeigt die Alefeld-Gruft von 1599
14, 17 an der Haseldorfer Kirche, mit Grabgewölbe über Eckkonsolen und mit vielteiliger Wappen-
tafel an der Giebelwand.
Als Neubau des 17. Jahrhunderts ist nur Helgoland 1686 zu nennen. Ihre Form ist
7 altertümlich. Ein Saalbau mit Polygonalschluß, flach überwölbt von einer Brettertonne
mit großformiger Akanthus- und Wappenmalerei. Eine ganz ähnliche Raumschöpfung
entstand 1661 bei Wiederaufbau der Kirche von Elmshorn, wo über dem Rechteck des
mittelalterlichen Schiffs mit geradem Ostabschluß eine Holztonne auf ausgesägten Kon-
solen und durchlaufenden Balken ruht (Bemalung 1913).
Im 18. Jahrhundert nimmt die kirchliche Baukunst einen vorher nicht erlebten Auf-
schwung. Außer vielen Wiederherstellungen und Erweiterungen (bemerkenswert Süder-
8 kirche von Elmshorn 1733) werden nun zuweilen die älteren Bauten gänzlich abgerissen
und Neubauten aus den Fundamenten aufgeführt. Aber statt einer Wiederholung der
überkommenen Grundrisse in geringer Abwandlung, statt einer nur dekorativen Ver-
wendung der Formen des Zeitstils wird nun eine Schöpfung aus neuem Geist angestrebt.
Namentlich bekannte Architekten treten in Erscheinung und ihre Werke sind getragen
von einem neuen Stilwillen, der sich gegen die Mächte der Tradition zu behaupten ver-
mag und der die eigene Gesetzlichkeit dem Bauganzen und jeder Einzelheit aufprägt.
Bezeichnend ist die Behandlung der Wandflächen. Waren sie bis dahin ohne Gliederung
geblieben oder durch schwere Strebepfeiler unterbrochen worden, so wird nun die Außen-
wand durch flache Lisenen einheitlich zusammengeschlossen und belebt.
In Barmstedt, dem Regierungssitz der Grafen von Rantzau, wurde 1717 von Baumeister
2—6 Nerger eine Kirche errichtet, die — völlig aus einem Guß — durch ihre Verhältnisse,
durch die Art der Verwendung von Haustein in den Backsteinflächen und durch die ein-
heitliche Innenausstattung eins der ersten Beispiele der neuen Baugesinnung darstellt.
Die flachen Wandgliederungen sind hier noch als Strebepfeiler charakterisiert — sie enden
unterhalb des Gesimses. Es folgt Uetersen 1748 von J. Carstens, im Grundriß ein Recht -
39 eck mit eingestelltem Ostturm. Der Außenbau ist durch Pilaster und Eckpfeiler, das
 
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