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Innere durch umlaufende Emporen und hohen Kanzel-Altaraufbau klar gegliedert. Der 41
Architekt hat eine Fülle von Anforderungen in scheinbar einfachster Form gelöst und einen
weiten lichtdurchfluteten Raum geschaffen, wie man ihn im 18. Jahrhundert wünschte.
Die helle farbige Gestaltung — blaßgrün, rosa, hellblau — wirkt in der gleichen Richtung.
Nach der Jahrhundertmitte wurden in Hörnerkirchen, Rellingen und Niendorf acht-
seitige Zentralbauten errichtet. Es ist auffällig, daß diese sonst seltene Form hier in einem
verhältnismäßig kleinen Gebiet gleich dreimal erscheint. Der Erbauer der Altonaer Haupt-
kirche, Cai Dose aus Schleswig, war es, der diese Grundrißform von Kopenhagen, wo
sie 1734 in der Frederiksbergkirke zur Ausführung gekommen war, nach Holstein über-
trug. Die Hörner Kirche von 1750/52 stimmt mit ihrem Vorbild noch weitgehend über- 18
ein. 1754/56 entsteht dann der größere und prächtigere Rellinger Achteckbau, der in neu-
artiger Weise durch die hohe weite Laternenkuppel sein Licht empfängt. Der Zweck 25 ff.
des protestantischen Kirchengebäudes, Versammlungsraum zum Anhören der Predigt
zu sein, ist besonders ausgeprägt: Die Sitze unten, in den Logen und in den beiden Em-
porenringen sind so angeordnet, daß der Pastor von der Kanzel aus jeden Kirchenbesucher
sehen kann. Auch im Äußeren klar durchgeformt, erscheint der Bau mit seinem mächtigen
Mansarddach und der schönen, mit Kupfer verkleideten Laterne als ein geschlossenes
Ganzes, das in der engen Verbindung mit dem spitzen Turmhelm von 1703 eine eigen-
artige Baugruppe bildet. Der dritte Achteckbau — Niendorf — wurde 1769/70 unter 21
Leitung des Baumeisters Heinrich Schmidt ausgeführt. Die Abmessungen sind hier
wieder kleiner, ähnlich wie in Hörnerkirchen.
Ein Beispiel strenger klassizistischer Architektur ist die Kirche von Quickborn 1807/10, 24
nach Entwürfen des bekannten Kopenhagener Architekten Christian Friedrich Hansen
von seinem Neffen Johann Matthias Hansen ausgeführt. Derselbe erbaute wohl auch das
in der Gesamthaltung und in Einzelformen ähnliche Schloß Rantzau von 1805. Nach 208
Entwurf von Axel Bundsen wurde wahrscheinlich das 1801—5 errichtete Schloß Hasel- 184
dorf gebaut. Der Park hat hier die Form des englischen Landschaftsgartens, während
in Seestermühe die geradlinige Anlage des Kanals und der langen Lindenallee von der
Gartenkunst um 1700 zeugt.
Bemerkenswert sind die offenen Glockenstühle an der Westseite der Kirchen Haseldorf, 15, 19
Seester und Hörnerkirchen. Der letztere, 1781 errichtet, dient zugleich als Friedhofseingang.
In Haselau wurde ein hoher verschalter Westturm als reiner Holzbau 1866 errichtet. 12
Kirchliche Bauten neuerer Zeit sind in Wedel 1839, Haselau 1845, Elmshorn, West-
turm 1881, Helgoland, Westturm 1885, Pinneberg 1895.
BAUERNHAUS
Das Alte Bauernhaus des Kreises Pinneberg ist ein niederdeutsches Hallenhaus (Sachsen-
haus), meist in der Form des „Husmannshus“, bei dem die Diele auch im Wohnteil in voller
Breite, oder mit geringem Schmälerwerden durchgeht. Am „oberen“ Ende der Diele liegt
die „Babendör“, ein Personendurchgang. Das Haus Gärtnerstraße 92 in Elmshorn hat
eine Grotdör an beiden Enden der Diele, ist also ein Durchfahrtshaus. Doch scheint diese
im Kreise seltene Form durch die Bestimmung des Hauses als Gastwirtschaft („Drei
Kronen“) begründet zu sein. Der für die Wilstermarsch typische Ausbau des „Sommer-
 
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