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3- Utholmharde: (Boie, S. io—11 u. Taf. II, 18). „Utholmherrit“, auf der Geestinsel
Holm mit seinem Hauptort Tating vertreten, führt dessen Kirchspielsiegel (s. unten!)
zugleich als Hardensiegel. Als solches u. a. überliefert an Urkunden vom 25. Juli 1367
(Staatsarch. Hamburg. L 39), vom 28. Aug. 1414 (Reichsarch. Kopenhagen, Gern. Arch.
XIX, 4.) — Petschaft erhalten (Dm. 62 mm) im Pfarrarchiv zu Tating. Abb. S. 274.
4. Gemeinschaftssiegel 1613: (Boie, S. 12—13 u- Taf. II, 23—25). Ein kleines,
kostbares Denkmal des politischen Zusammenschlusses der drei alten Harden im Jahre 1613
ist der im Landratsamt zu Tönning noch heute bewahrte goldene Siegelring (kunst-
gewerbliche Beschreibung s. bei Boie). — Das in einen grauen, durchscheinenden Chalzedon
geschnittene Siegel zeigt im runden Feld (Dm. 27 mm) drei rechtsgewendete Schiffe auf
Wellen, 1:2 gestellt, deren jedes auf seinem Rumpf das Zeichen der ehemaligen Harde trägt:
oben Utholm = einen halben rechtsgewendeten Löwen; darunter rechts Everschop = einen
Fisch; links Eiderstedt = einen Ochsenkopf. Im durchscheinenden Metallgrund unter dem
Siegelstein ist graviert „16 — 13“. Die Legende (in Kapitale in den Stein geschnitten)
lautet: „SIGILLVM • EIDERSTADENSIVM“. Abbildung Seite 18.
KIRCHENBAU UND KIRCHENAUSSTATTUNG
Mittelalter
Ob das Land schon vor dem 11. Jahrhundert erfolgreich christianisiert worden ist, bleibt
ungewiß; (in Eiderstedt und Nordstrand sollen Bischof Ansgar 833 und Bischof Poppo 980
zuerst das Christentum gelehrt haben;) — die meisten Gründungen stammen aber erst
aus dem 12. Jahrhundert. Von den freilich nur teilweise überlieferten Gründungsdaten der
Kirchen folgen sich: 1103 Tating, 1109 Garding; nach 1113 : Welt, Vollerwieck, Tetenbüll,
Poppenbüll, Osterhever, Katharinenheerd; vor 1186 Tönning; um 1200 Koldenbüttel;
1205 Oldenswort. Die ersten Gründungen mögen z. T. nur hölzerne Kapellen gewesen
19 sein, doch stammen die uns überlieferten Reste romanischer Bauten in Garding, Tönning,
13 Oldenswort, Tating, St. Peter, Osterhever, Vollerwieck, Katharinenheerd schon aus dieser
Zeit zwischen 1100 und 1230. Fast ausschließlich handelt es sich hier im Marschland um
Ziegelbauten (im gotischen Verband); nur in Vollerwieck, Kating (?) und dem wenig
späteren frühgotischen Koldenbüttel finden sich größere Stücke des Mauerwerks in unregel-
mäßigen Feldsteinen aufgeführt. Besonders bemerkenswert aber ist, daß in Oldenswort,
St. Peter, Tönning, Koldenbüttel und im benachbarten Lunden (Kr. Norder-Dithmarschen)
eingeführter rheinischer Tuff verwandt ist und zwar vornehmlich an gliedernden Teilen
wie an Zierfriesen, Blenden, Fenstergewänden und am Sockel. Bei den erhaltenen Mauer-
resten aus romanischer Zeit handelt es sich in den meisten Fällen (Tönning, Garding,
Oldenswort, Osterhever, Vollerwieck, Katharinenheerd) um Teile der nördlichenSchiffs-
wand, die durch vermauerte rundbogige Fenster sich deutlich als romanischer Zeit zuge-
hörig bezeugen, sowie in Garding, Tating und Vollerwieck auch um Stücke der südlichen
3- Utholmharde: (Boie, S. io—11 u. Taf. II, 18). „Utholmherrit“, auf der Geestinsel
Holm mit seinem Hauptort Tating vertreten, führt dessen Kirchspielsiegel (s. unten!)
zugleich als Hardensiegel. Als solches u. a. überliefert an Urkunden vom 25. Juli 1367
(Staatsarch. Hamburg. L 39), vom 28. Aug. 1414 (Reichsarch. Kopenhagen, Gern. Arch.
XIX, 4.) — Petschaft erhalten (Dm. 62 mm) im Pfarrarchiv zu Tating. Abb. S. 274.
4. Gemeinschaftssiegel 1613: (Boie, S. 12—13 u- Taf. II, 23—25). Ein kleines,
kostbares Denkmal des politischen Zusammenschlusses der drei alten Harden im Jahre 1613
ist der im Landratsamt zu Tönning noch heute bewahrte goldene Siegelring (kunst-
gewerbliche Beschreibung s. bei Boie). — Das in einen grauen, durchscheinenden Chalzedon
geschnittene Siegel zeigt im runden Feld (Dm. 27 mm) drei rechtsgewendete Schiffe auf
Wellen, 1:2 gestellt, deren jedes auf seinem Rumpf das Zeichen der ehemaligen Harde trägt:
oben Utholm = einen halben rechtsgewendeten Löwen; darunter rechts Everschop = einen
Fisch; links Eiderstedt = einen Ochsenkopf. Im durchscheinenden Metallgrund unter dem
Siegelstein ist graviert „16 — 13“. Die Legende (in Kapitale in den Stein geschnitten)
lautet: „SIGILLVM • EIDERSTADENSIVM“. Abbildung Seite 18.
KIRCHENBAU UND KIRCHENAUSSTATTUNG
Mittelalter
Ob das Land schon vor dem 11. Jahrhundert erfolgreich christianisiert worden ist, bleibt
ungewiß; (in Eiderstedt und Nordstrand sollen Bischof Ansgar 833 und Bischof Poppo 980
zuerst das Christentum gelehrt haben;) — die meisten Gründungen stammen aber erst
aus dem 12. Jahrhundert. Von den freilich nur teilweise überlieferten Gründungsdaten der
Kirchen folgen sich: 1103 Tating, 1109 Garding; nach 1113 : Welt, Vollerwieck, Tetenbüll,
Poppenbüll, Osterhever, Katharinenheerd; vor 1186 Tönning; um 1200 Koldenbüttel;
1205 Oldenswort. Die ersten Gründungen mögen z. T. nur hölzerne Kapellen gewesen
19 sein, doch stammen die uns überlieferten Reste romanischer Bauten in Garding, Tönning,
13 Oldenswort, Tating, St. Peter, Osterhever, Vollerwieck, Katharinenheerd schon aus dieser
Zeit zwischen 1100 und 1230. Fast ausschließlich handelt es sich hier im Marschland um
Ziegelbauten (im gotischen Verband); nur in Vollerwieck, Kating (?) und dem wenig
späteren frühgotischen Koldenbüttel finden sich größere Stücke des Mauerwerks in unregel-
mäßigen Feldsteinen aufgeführt. Besonders bemerkenswert aber ist, daß in Oldenswort,
St. Peter, Tönning, Koldenbüttel und im benachbarten Lunden (Kr. Norder-Dithmarschen)
eingeführter rheinischer Tuff verwandt ist und zwar vornehmlich an gliedernden Teilen
wie an Zierfriesen, Blenden, Fenstergewänden und am Sockel. Bei den erhaltenen Mauer-
resten aus romanischer Zeit handelt es sich in den meisten Fällen (Tönning, Garding,
Oldenswort, Osterhever, Vollerwieck, Katharinenheerd) um Teile der nördlichenSchiffs-
wand, die durch vermauerte rundbogige Fenster sich deutlich als romanischer Zeit zuge-
hörig bezeugen, sowie in Garding, Tating und Vollerwieck auch um Stücke der südlichen