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Oldenswort 109
Kanzel: Am südlichen Chorbogenpfeiler steht die Kanzel, Holz, vom „Eiderstedter
Typ“ abweichend, der Kanzel der Husumer Gasthauskirche um 1565 nächstverwandt
und wohl ebenfalls Johan von Groningen zuzuschreiben.1 Bei der Verlegung (1858)
der ursprüngliche Zustand verunklärt. Die Brüstung des südlichen Chorgestühls muß
z. T. als Zugangstreppe oder Bühne gedient haben, da sich die Bibelsprüche dort und an
der Kanzel ergänzen. — Polygonaler Korb mit sechs Feldern (H. 140, Br. 47 cm). Im
Gebälk die durchlaufende Inschrift (Fraktur): ,, it is eine Kraft Godes De daer
Salich Maket Alle de Dar Angeloue ande rom. 1.“ Im Sockelfries: ,, ... und Doptse Im
Namen Des Vaders und Des Sons und Des Heiligen Geistes.“ In den sechs Feldern reiz-
volle Schnitzreliefs: 1. leer, 2. „Erschaffung der Eva“, dazu die vier Winde, Sonne,
Mond und Sterne dargestellt; 3. ein von nackten Engelputten gehaltenes Wappen, geteilt,
oben: Stern, unten: heraldische Rose; 4. „Kreuzigung“; 5. ein von nackten Engelputten
gehaltenes Wappen, gespalten, (heraldisch) rechts: halbe Rose, links: halber Stern; 6. „Auf-
erstehung“. — Als Gebälkträger groteske Männlein in Hockstellung, als Sockel Kary-
atiden. — Vom gleichen Meister auch wohl die Chorgitterbrüstung. — Die Zugangstreppe
neu. —-Der Deckelaus sechs Seiten des Achteckes mit „Rokokokartuschen“ des 19. Jhdts.
Kreu^gruppe 1491: An der Nordwand des Schiffes ist die lebensgroße Kreuzgruppe
angebracht. Nach „Inventar“ stand sie früher über dem Chorgitter und wurde 1491 ge-
stiftet durch Tete Joons und verfertigt von Lütje Möller aus Schleswig. — Das mächtige
Kreuz (H. 440, Br. 400 cm) ist mit zwölf Quadratkrabben besetzt; an seinen Enden in
Sechspässen die geschnitzten Evangelistenzeichen; an jeder Ecke des Sechspasses Granat-
apfelkrabben. DerKorpus (H. 165 cm) hängt ruhig und klar, ist sehr realistisch mit dicken
Adern und entblößten Zähnen gegeben. Lendentuch knapp, fein bewegt. Die Beifiguren
der Maria und des Johannes sehr massige, schwere Gestalten, gefaßt in der Bewegung,
doch stark im Ausdruck des Schmerzes. — Die ganze Gruppe von bemerkenswerter
Feierlichkeit, fast Starre; Johannes mit symmetrischen, gedrehten Locken, genau hori-
zontaler Zeigehand, Maria mit starr herabhängendem Tuchzipfel in der Hand.
Kruzifix: An der nördlichen Chorwand über dem Iversgestühl hängt ein weiteres
Kruzifix, das vielleicht von der ehemaligen Lettnerbrüstung stammt. Holz (H. 170,
Br. 120 cm), Korpus (H. 80 cm); der reich mit geschnitzten Krabben besetzte Kreuzes-
stamm mit den Evangelistensymbolen in Vierpässen. Der schöne Korpus in feinfühliger
Realistik der Muskelzüge, Anfang 16. Jhdt.
Kruzifix-Rest: *Im Schleswig-Holsteinischen-Landesmuseum in Kiel befindet 44
sich heute das Fragment eines Kruzifixes. (Unter O. B. Nr. 553). Eichenholz (H. 53,
Br. 3 3 cm), Kopf und Bruststück erhalten.
*1495 wurde von „Lütje Möller ein St. Georg in die Kirche gebracht.“ Er war bereits
1781 nicht mehr in der Kirche vorhanden.
Chorgitter: Zwischen den Chorpfeilern das neu zusammengestellte Chorgitter, Holz
(H. 168 cm), das aus zwei Brüstungen (Br. je 200 cm) mit je acht dünnen und zwei dicke-
ren Renaissancesäulen besteht, die den Durchgang in der Mitte freilassen. Die dickeren
Eck- und Hauptsäulen, die das verkröpfte Gebälk tragen, sind reich ornamentiert. Der
Trommelsockel teils kassettiert, teils mit Fruchtbüschel und zierlichem Schnürwerk, als
1 Magnus Voß, Gasthaus, S. m/13, datiert die Kanzel auf 1580 und schreibt außerdem den Altar
und das Iverssche Gestühl dem Johan von Groningen zu.
 
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