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AETATIS SVAE 56 ANNO 1595. — Der Dargestellte ist angeblich Evert Rekell, ein
Husumer Patrizier, auf den das Wappen hinweist.
3. Damenbildnis 1494: Ebenda und fast mit den gleichen Maßen Porträt einer älteren
Dame in schwarzem Kostüm mit Halsrüsche und Spitzenhaube. In der rechten Hand 152
eine Orangenfrucht, die Linke flach auf die Hüfte gestützt. Reicher Schmuck: Ringe
und doppelte Goldkette, an der ein Medaillon mit Kreuzzeichen und Umschrift: IN HOC
SIGNO VINCES. Schöne Gürtelschnallen mit antikischer Treibarbeit. Wappen rechts
oben: Grüner Baum mit fünf aufgesteckten Eicheln auf rotem Grund, im Schildfuß drei
Totenschädel. Inschrift in der linken oberen Ecke: ANNO 1595. Dargestellt angeblich
Evert Rekells Gemahlin.
4. Damenbildnis 1640: Gleichfalls an der Südwand hängt ein drittes Gemälde, Öl auf
Leinewand (H. 106, Br. 92 cm). Das Porträt einer jüngeren Dame (34 Jahre alt) als Knie-
stück in schwarzem niederländisch-spanischen Kostüm mit flachem, spitzenbesetzten Hals-
kragen und Stuartspitzenhäubchen. Die rechte Hand ruht über einem silberbeschlagenen
Gebetbuch auf dem mit grünem Samt gedeckten Tisch. Die Linke hält einen mit schwarzen
Nelken bestickten weißen Handschuh. Links oben Segmentstück eines grünen Vorhangs.
Darunter in flatterndem Schriftband Inschrift (Kapitale): „AETATIS SUAE 34. 1640.“
Daran hängt an roten Schnüren das Wappen: gespalten, heraldisch rechts der RTSrjl
steigende gelbe Löwe, der die im linken Feld stehende Hausmarke
hält. Die Dargestellte ist angeblich die Tochter des Evert Rekell.
Die drei gemalten Bildnisse wurden 1900 von dem Maler Johann Hamkens inRödemis
restauriert. Alle drei sind von außergewöhnlicher Qualität, die beiden ersten von 1595 in
düsterem Ernst des Ausdrucks und in drastischer Realistik des Persönlichen von farbig
sparsamer, aber ausgesuchter Malkultur. Das spätere von 1640 das Werk eines konven-
tionellen Niederländers, doch mit lebendiger Physiognomie.
5. Luther: An der Brüstung der Südquerschiffsempore hängt ein altes Lutherporträt,Öl auf
Holz (H. 51, Br. 3 9 cm) mit altem Rahmen (H. 66, Br. 5 3 cm), schwarz mit goldener Ranke be-
malt, nach einemCranachport rät, doch mit persönlicher Übertreibung gewisser Züge. Umi6oo.
6. Melanchthon : Ihm entspricht, an der Brüstung der Nordquerschifisempore angebracht,
das Porträt Melanchthons in gleichen Maßen und gleicher Originalität der Auffassung.
LLpitaphien. 1. Epitaph Dirckes 1491: An der Nordwand der Kirche hängt das Epitaph
Dirckes (1591), Holz (H. ca. 400, Br. 240 cm). Im architektonischen Rahmen sitzt ein großes,
grob geschnitztes und bemaltes Relief. Unter der Darstellung der Himmelfahrt kniet die
Stifterfamilie: links drei kleine Knaben und der Stifter in schwarzer Tracht; ihnen gegenüber
rechts die Mutter in Eiderstedter Tracht1 mit Flügelhaube, nebst zwei erwachsenen und
einer jungen Tochter. Im Sockel die Inschrift (Kapitale gemalt): „JACOB DIRCKES IS
GESTORVEN AO. 614 DEN 5 APRILIS. — FROVWE JACOBES ISGESTORVEN
AO. 613 DEN 8 DECEMB. — ANNE OWENS IS GESTORWEN ANO. 91. DEN
14. MAIL — MARGRETE LAWE RENS IS GESTORVEN AO 163 5 DEN 13 JANVRI.
— FROW EKE JACOBES. TETE JACOBES. HANS JACOBES. HANS JACOBES.“
Auf den Säulensockeln sitzen die Wappen, links: Schild geteilt durch ein Wellenband;
oben nach rechts offene goldene Mondsichel, unten drei Sterne. Rechts: weiße heraldische
1 Vgl. Stierling: „Frauentracht“, in: Nordelbingen Bd. III, S. 81 und 90; Stierling: „Silberschmuck“.
1935, S. 45 und 46.
 
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