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Witzwort 259
ändert war. Vom spätgotischen Chorpolygon trennte den Zwischenchor ein weitgespannter,
rundbogiger Quergurtbogen, der auf dem Boden mit den Diagonalrippen des Polygons
und des Zwischenchors als Bündelpfeiler zusammengefaßt aufsetzte. Sein Profil war ein brei-
ter Halbkreiswulst zwischen zwei kleineren Viertelkreiswülsten. In der Nordwand befand
sich ein rundbogiges Fenster mit schräger Leibung und sehr schmaler Lichtöffnung. Es
sitzt nicht in der Mitte der Schildwand, vielleicht ist die Mauer also noch älter als das Ge-
wölbe. In der westlichen Ecke dieser Wand eine außen und innen noch erkennbare, vermauerte
rundbogige Tür. An der Nordwand außen befand sich ein verschlungener Rundbogen-
fries mit einem „Deutschen Band“ darüber. Zwischen ihm und dem Dachgesims lagen
noch neun Backsteinschichten (z. T. im Blockverband), die erkennen lassen, daß dieser Bauteil
früher niedriger eingedacht war und bei der Einwölbung oder der Chorverlängerung über-
höht ist. In der Südwand ein schlankeres, spitzbogiges Fenster aus gotischer Zeit mit
leicht schräger Leibung. In der westlichen Ecke der Wand eine vermauerte spitzbogige
Tür noch innen erkennbar; sie war durch eine kleinere, segmentbogige Tür später er-
setzt, die zu dem hier im Süden des Chores angebauten Leichenhaus von 1796 führte. —
Das im 5/8Schluß angefügte Chorpolygon paßte sich an den Charakter des Zwischen-
chores gut an. Die Form des den Zwischenchor östlich begrenzenden Gurtbogens läßt ver-
muten, daß das Chorpolygon gleichzeitig mit der Einwölbung des Zwischenchors seine
Gestalt erhielt. Es war durch fünf steil steigende, stark gebuste Kappen eingewölbt, die
im Schwalbenschwanz gemauert und durch Rippen mit zugespitztem Rundstab getrennt
waren. Die Fenster in der nordöstlichen, südöstlichen und südlichen Polygonseite waren
spitzbogig, innen schräg geleibt, außen zweifach rechteckig abgetreppt. Die beiden östlichen
und der südöstliche gerade Stützpfeiler trugen kleine Dreiecksgiebel der Renaissance. Die
übrigen Eckpfeiler waren abgeschrägt. An der östlichen Polygonwand verdeckte ein breiter,
schräger Stützpfeiler das östliche Chorfenster.
Der Chor von 1898: Der 1898 in Maschinensteinen von Architekt Voigt in Kiel er-
richtete neugotische Chor hat ein Joch mit 5/8Schluß und schließt unmittelbar an das
Schiff an.
Das Schiff, schon 1840 und 1858 stark überformt, ist innen mit einer flachen Holz-
balkendecke überdeckt und läßt kaum noch Beobachtungen über den älteren Bestand
zu. Innen läuft in 3,20 m Höhe ein Mauerabsatz an beiden Wänden entlang; die neuen
Fenster sind spitzbogig mit schräger Leibung. Der Chorbogen rundbogig mit abgefasten
Kanten. — Das Mauerwerk ist in großformatigen Ziegeln im gotischen Verband (im
Format 27x13x9) errichtet. Die Nord- und Südtür ganz neu in Maschinensteinen ein-
gefügt. Die westliche Wand im Blockverband ist offensichtlich im 17./18. Jhdt. ganz
neu aufgeführt. In der Westwand ein vermauertes rundbogiges Fenster. Das rundum ge-
führte Gesims setzte wohl z. T. über dem Reststück eines älteren Gesimses (einem Viertel-
rundstab) noch auf. Im Süden des Schiffes ein Sockel aus Ziegeln, im Norden zementierter
Sockel. An der Westwand drei klobige, schräge Stützpfeiler.
Bedachung: Über dem Schiff ein neuer, zweifacher Kehlbalkendachstuhl mit Hänge-
werkkonstruktion; das Satteldach mit holländischer Pfannendeckung. Der spitze, acht-
eckige Dachreiter über dem Cborbogen mit offener Laterne, in dem die kleine Glocke
hängt, ist mit Dachpappe gedeckt.
 
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