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DRITTER ABSCHNITT

Die Übergangszeit^Herakleopolitenzeit)
Bedeutungsvoll für die Kunstentwicklung nach Zusammenbruch
des memphitischen Königtums ist die im Verlauf der 5. Dynastie
stärker einsetzende Übertragung der handwerklichen Grundlagen
der Bildnerei in die Provinz geworden. Sie wird durch das Streben
der zu selbständigen Grundherren gewordenen Verwaltungsbeamten
veranlaßt, sich an ihren Stammsitzen Grabdenkmäler anzulegen.
Eine schöpferische Provinzialkunst ist daraus nicht hervorgegangen,
geschweige denn, daß es zur Bildung von Schulen mit besonderen
künstlerischen Tendenzen kommt. Was wir in den Provinzgräbern,
in vereinzelten Fällen schon seit Ende der 4. Dynastie, reicher dann
erst von der 5. zur 6. Dynastie sehen, mutet bis in Einzelheiten der
Komposition wie Nachbildungen memphitischer Vorlagen an. Nur die
technische Vollendung fehlt, man erreicht, wollen wir nach den Gräbern
bei Assuan, Dendera, Hemamije, Meir, Der el-Gebrawi u. a. urteilen,
kaum einen mäßigen Durchschnitt der Residenz. In Schech Said
(Gau von Hermopolis), wo uns in der zweiten Hälfte der 5. Dynastie
etwas Besseres entgegentritt, ist bezeichnenderweise ein memphi-
tischer Bildhauer namentlich bezeugt, den der Gaufürst sich hin-
bestellt hat. Dieser läßt sich ähnlich wie der Künstler des Ptahhotep-
grabes stolz neben der vor dem Herrn musizierenden Kapelle
sitzend abbilden.
Trotzdem hat die Dezentralisierung dazu beitragen, daß die Kunst
sich nach den Zeiten der inneren Unruhen der Herakleopolitenzeit
(Dyn. 8-10) mit der Wiederkehi gesicherter Verhältnisse und
wachsenden Wohlstandes verhältnismäßig schnell erholt. Unter
Führung bisheriger kleiner Provinzzentren Mittel- und Oberägyptens,
wo die Gaufürsten Hof hielten, wie Theben, Kusae, Hermopolis,
Assiut u. a. knüpft man ganz offen an die Tradition des ausgehen-
den Alten Reiches an. An einigen Orten, wie in Der el-Gebrawi,
Athribis bei Sohag, Dendera, aber auch in Sakkara, können wir das
 
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